Carl Maria von Weber an Ferdinand Philippi in Dresden
Dresden, Dienstag, 17. Dezember 1822

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fühlen Sich unangenehm durch die beifolgende Anzeige berührt*, und ich erkenne daraus mit bestem Dank Ihre freundliche Theilnahme an mir.      ich finde es übrigens sehr begreifflich daß Jemand erbittert werden kann, wenn Er so häufiges und unbedingtes Loben ein und derselben Sache anhören muß; und ich habe mich längst gewundert nicht schon meheres dergleichen gelesen zu haben.

Die Art mit der es hier geschieht, ist nun einmal wohl des Korrespondenten Art; und es mag dieses nicht unangemeßen sein, auch auf Ihn anzuwenden = Es kritisirt Niemand der nicht schön zu kritisiren glaubt =

Aber vielleicht glaubt Er wirklich der Wahrheit schuldig zu sein, was Er ausspricht, und vor solchem Glauben habe ich immer Achtung, und werde ihm nie und nirgend den Weg versperren. Und — wer bürgt mir denn am Ende dafür daß der Ref: nicht gar Recht habe? — obgleich ich in meiner Befangenheit, mich z: B: eines Lächelns nicht enthalten konnte, als ich des großen Mozarts, Ausbruch des Uebermuthes in der Champagner Arie des Don Juan mit Kaspers Trinklied zusammengestellt fand. —

Sie wünschen eine Entgegnung von meiner Seite*, auf für mich so schmeichelhafte Weise, daß ich gewiß nicht anstehen würde sie zu geben, hätte ich mir es nicht zum Gesezz gemacht, stillschweigend alles Ähnliche über mich ergehen zu laßen, und daraus mit ernster Prüfung das Beste für mich zu schöpfen.

Ich habe deßhalb schon ähnliche gleiche Auffoderungen verehrter Freunde abgelehnt, und würde diesen inconsequent und sie kränkend erscheinen, wollte ich nun anders handeln.

Ueberhaupt glaube ich fast das Recht verlohren zu haben ein Kunsturtheil, selbst im Allgemeinen, öffentlich aussprechen zu dürfen, seitdem so viel über mich ab|geurtheilt worden ist. Und Sie werden außer den beiden Mittheilungen in der Muse, wohl nirgend mehr etwas von mir finden.

Erlauben Sie mir Ihnen nochmals bestens für Ihre Mittheilung zu danken, und glauben Sie mich mit wahrer Achtung E Wohlgebohren ergebener Diener
CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

Stellungnahme zu Philippis Forderung nach einer Entgegnung zu einer negativen Berliner Rezension des Freischütz; er wolle lieber stillschweigend alles über sich ergehen lassen und werde in eigener Sache (außer Mitteilungen in Kinds Muse) nicht mehr tätig

Incipit

E Wohlgebohren fühlen sich unangenehm durch die Anzeige

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)

    Provenienz

    • Bassenge Auktion 57 (1991), Nr. 3159
    • Stargardt, Der Autographensammler, Kat. 393 (1937), Nr. 96 (= dieser?)
    • Charavay: LA 288 (Juli 1898), Nr. 42642 (= dieser?)
    • Charon (Paris): Auktion 3.-8. Febr. 1845 (= dieser?)

Textkonstitution

  • „ähnliche“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… durch die beifolgende Anzeige berührt“Philippi hatte Weber eine unfreundliche Freischütz-Rezension aus Berlin zur Kenntnis gegeben; vgl. den Brief an H. Lichtenstein vom Folgetag.
  • „… eine Entgegnung von meiner Seite“Vermutlich für den von Philippi herausgegebenen Literarischen Merkur.

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