Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Dresden, Montag, 20. Oktober 1817 (Nr. 102)
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Mein vielgeliebtes Leben!
Sey nicht böse wenn ich dir heute nur wenige Zeilen schreibe, die ich kaum Zeit finde hinzukrazzen damit du nur den Posttag nicht dich ängstigst. es ist Markt, ich hatte Probe von 9-1 Uhr. habe kaum gegeßen und muß nun geschwind gehen und einkaufen was noch fehlt in die Küche, und da ist heute der beste Tag dazu. Noch immer keine Gewißheit, und ich muß dir sagen daß ich sehr traurig und abgespannt bin, und der ganze Hof mit mir, ungeduldig ist. waffne nur deine Geduld, die Freude ist dann doppelt Groß, wenn sie nicht nöthig war
Meine Probe heute ging vortrefflich, und ich erlebte viele Freude an dem Eifer, Liebe, und Enthusiasmus mit dem alles von dem herrlichen Orchester ausgeführt wurde. Gott gebe nur bald. die verdamte Trödeley in Florenz. – bisher habe ich mich möglichst ruhig geduldet, aber jezt geht es schon über eines Menschen Kräfte. Ob du so sehr brav geworden? nun ich werde wohl sehen, Gott gebe es, und ich wünsch es. Heute arbeiten die Tapeziere tüchtig. bald wird alles fertig sein. die Tischler poliren pp die arme Mutter ist also noch immer krank? Gott gebe nur daß Sie zur Reise gesund ist, sonst sähe es übel aus, denn je länger ich hier bleiben muß, desto kürzer in Prag. höchstens 3-4 Tage. der Spizbube der Geyer hat mir nichts von dem Bußel gesagt, ich werde mir’s aber schon ausbitten und ihm nicht laßen. Gott behüte dich liebe Mukkin, ich werde so viel überlaufen daß ich keine ordentliche Zeile schreiben kann, der nächste Brief wird doch wohl endlich Gewißheit dir bringen. ich hätte diese Tage gar wohl dir schreiben können, aber ich war zu verstimmt und ungeduldig, und wollte dich natürlich nicht damit anstekken.
Gott segne dich in Geduld + + + Grüße alle bestens, bitte den guten Dr: alles bereit zu halten, und behalte lieb deinen dich über alles liebenden treuen Carl.
Millionen Bußen.
Mit innigster Freude öffne ich nochmals den Brief um dir den so eben erhaltenen Zettel der Prinz: Therese beizulegen*. Gott sey Dank bleibt es also beim 4t, ob ich d. 31t oder 1t nach Prag komme, bestimmt mein nächster Brief. dieser muß auf die P[os]‡t. ich habe 2 Stunden auf dem Topf Markt gefroren.
ich umarme dich zärtlichst
ewig dein Carl.
Ich weiß nicht wo mir der Kopf steht, vor Freude und Troubel, und dießmal
nicht wieder betrogen.
Apparat
Zusammenfassung
hat noch immer keine Gewissheit wegen der Feierlichkeiten; lobt das Orchester in der Probe; ist unruhig wegen der Ungewissheit; NS: legt gerade erhaltene Nachricht der Prinzessin Therese bei, laut der es nun beim 4. Nov. bleiben könne
Incipit
„Sey nicht böse wenn ich dir heute nur wenige Zeilen“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
Themenkommentare
Textkonstitution
-
„N“ergänzt von den Hg.
-
„os“ergänzt von den Hg.
Einzelstellenerläuterung
-
„… Zettel der Prinz: Therese beizulegen“Die Mitteilung enthielt entweder die endgültige Terminierung der Prokurationstrauung von Prinzessin Maria Anna, für deren musikalische Ausgestaltung Weber verantwortlich war, so dass er seine Abreise zur eigenen Hochzeit in Prag planen konnte, oder aber persönliche Wünsche der Prinzessin an C. Brandt zur bevorstehenden Hochzeit.