Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Dresden, Montag, 15. September 1817 abends (Nr. 91)

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An

Mademoiselle

Carolina Brandt

Dermalen Mitglied des

Ständischen Theaters

zu

Prag.

Kohlmarkt 514.

2t Stok.

Meine vielgeliebte Braut und ba[l]diges treues Weib!

Was kann mir wohl heiliger sein, als die schöne Pflicht Dir im Augenblikke des Empfangs einer frohen Nachricht, Ssie auch sogleich mitzutheilen. ich komme eben nach Hause und finde das Decret unseres Gnädigsten Königs, daßs meine Lebenslängliche Anstellung ausspricht und somit unsre Zukunft sichert. der gute Graf Vizthum hatte es selbst gebracht, und mich leider nicht zu Hause gefunden. ich trete in gleiche Verhältniße mit allen je bestandenen KapellMster: behalte speziell die Direktion der deutschen Oper, bin von dem einmonatlichen Gehalts Abzug zur Prämien Maße befreit, und bekome zur Bestreitung der Abzüge an das Armenhaus und anderer Sporteln, eine Gratifikation von 200 rh: – Obwohl ich an allem diesem kaum zweifeln konnte, so hat doch die Gewißheit meine Seele mit Freude erfüllt, und ich möchte in inniger Glut zu dir fliegen können um an deinem theilnehmenden Herzen doppelt diese schöne Gewißheit zu genießen. du kannst es kaum wißen wie ganz anders sich das Gefühl eines Mannes wendet der für die Existenz und das Wohl eines geliebten Wesens zu sorgen hat, und welche bange Ängstlichkeit zuweilen ihm die Sorgfalt einflößt, wo er früher mit kekem lachendem Muthe allein mit Lust dem Schiksal die freye Stirn bot, desto süßer, fester und rührender aber ist die Freude die ihm eine Nachricht der Art giebt, die unmittelbar das Leben seiner Liebe betrifft.      Mit voller Lust sehe ich nun erst das hanthieren der Leute um mich her, denn es wird stehen bleiben, was ich jezt hinsezze – o du mein liebes Leben, könnt ich dich doch einen Augenblik an meine Brust drükken, welche herrliche lange nicht so gefühlte Freude durchströmt mich.       ich muß noch ein bißel ins Freye und ein paar theilnehmende Freunde aufsuchen.

Gott segne dich + + + bald! bald! trennt uns kein Raum mehr. Dein Carl.

In aller Eile komm ich noch, dir einen guten Morgen zu sagen, wie hast du geschlafen? ich sehr gut. aber vor 6 Uhr war ich schon wieder auf, und räumte wieder 2 Zimmer aus wo der Boden gelegt wird. drum kann ich kaum den Brief schließen, troz seiner Kürze hoffe ich aber daß er dir Freude machen soll.

ade ich gehe in die Probe. Grüße Alle bestens. Ewig dein Dich über alles liebender treuer Carl.

Millionen Bußen.

Apparat

Zusammenfassung

teilt ihr mit, dass er von Vitzthum persönlich das Dekret mit seiner lebenslangen Anstellung erhalten habe; blickt nun mit großer Zuversicht in die Zukunft; NS vom 16.9. morgens: nur Grußformeln

Incipit

Was kann mir wohl heiliger sein, als die schöne Pflicht

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A a 2, Nr. 23

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest u. -loch
    • von F. W. Jähns mit Bleistift unter dem Datum ergänzt: „Dresden.“

    Provenienz

    • vermutlich zu jenen 60 Weber-Briefen gehörig, die Max Maria von Weber Anfang 1854 an Friedrich Wilhelm Jähns verkaufte; vgl. Max Jähns, Friedrich Wilhelm Jähns und Max Jähns. Ein Familiengemälde für die Freunde, hg. von Karl Koetschau, Dresden 1906, S. 403

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • tV: Anon., Unveröffentlichte Briefe Carl Maria von Webers, in: Blätter der Staatsoper, Jg. 3, Heft 1 (Oktober 1922), S. 7 (nur Teil vom 15.9. abends)

Textkonstitution

  • „l“ergänzt von den Hg.
  • „S“überschrieben
  • „ß“überschrieben
  • „h“in der Zeile hinzugefügt

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