Nachrichten über die Familie von Weber in Hildesheim

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Die Familie Karl Maria’s von Weber. Unser geehrter Mitarbeiter Karl Seifart in Hildesheim theilt in dem von ihm herausgegebenen „Neuen Kurier“ einige Notizen über die Eltern des Freischütz-Componisten Weber mit. Diese Mittheilungen sind amtlich beglaubigt, indem sie den kirchlichen Protokollen entnommen sind. Es heißt in jener Zeitschrift: In besonderer Veranlassung sind hier in dieser Zeit Nachforschungen nach den Familienverhältnissen Karl Marias von Webers angestellt, welche ein für Hildesheim interessantes Resultat ergeben haben. Wir verdanken diese Ermittelungen theils den unermüdlichen Nachforschungen unseres um die Geschichte der Stadt Hildesheim verdienten Dr. Kratz*, theils den unter seinem reichhaltigen Quellenschatze befindlichen Protokollen des frühern Hildesheimischen Domkapitels, ohne welche eine solche genaue Ermittelung gar nicht möglich war, und welche die Biographen Webers in den Stand setzen wird, ihre bis jetzt nur sehr kümmerlichen Nachrichten über Webers Eltern zu vervollständigen. Franz Anton von Weber, der Vater des Kapellmeisters Karl Maria von Weber, Lieutenant in kurpfälzischen Diensten, kam im Jahre 1757 nach Hildesheim und wurde durch die Protection seines Chefs, des Freiherrn Ignaz Franz von Weichs, Herrn zu Sarstedt und Ahrbergen, der Generalmajor über die Garde zu Pferde bei dem Kurfürsten von der Pfalz gewesen war, von dem Kurfürsten Clemens August von Köln, Fürstbischof von Hildesheim aber zum geheimen Rathe und Drosten zu Steuerwalde ernannt wurde, in die fürstbischöflichen Staatsdienste aufgenommen, indem er die Anwartschaft auf des, am 30. September 1757 verstorbenen Hofkammerraths und Amtmanns Johann Ferdinand von Fumetti beide Stellen erhielt. Franz Anton von Weber heirathete am 13. Februar 1758 dessen einzige Tochter Maria Anna von Fumetti, wurde am 12. Juli 1758 als Amtmann zu Steuerwald eingeführt und gleich nachher als Hofkammerrath beeidigt. Derselbe hatte aber von Kindheit auf das ihm angeborne Talent für Musik, besonders für die Geige, gepflegt und bildete dasselbe auch in seinem neuen Wirkungskreise, und trotz seiner Amtsgeschäfte in dem Grade aus, daß er sonderbarerweise die Geige auch auf seinen Spaziergängen bei sich trug, in der freien Natur spielte und dadurch die im Felde arbeitenden Landleute und die Wanderer höchlich ergötzte. Als der Fürstbischof Friedrich Wilhelm* sich persönlich von seiner Virtuosität überzeugt hatte, ertheilte er ihm den Auftrag, seinen Enkel in der Musik zu unterrichten, welches schmeichelhafte Anerbieten aber derselbe entschieden ablehnte. Seine leidenschaftliche Neigung für die Musik machte ihm wahrscheinlich die trockenen Amtsgeschäfte zuwider, sie wurden vernachlässigt, und es entstand darin eine Stockung, die ihm die Ungnade seines Fürsten und Differenzen mit dem Domcapitel zuzog. Wir finden ihn als Amtmann zu Steuerwald bis zur zweiten Hälfte des Jahres 1767, aber um die Zeit wurde er der Stelle enthoben und legte auch am Ende des Jahres 1768 das Amt als Hofkammerrath nieder. F. A. von Weber lebte dann noch einige Jahre als Privatmann, von nun an sich lediglich der Musik widmend, in Hildesheim bis zum Jahr 1773, wo er als Kapellmeister nach Eutin in Holstein ging. Nach Ausweis der Pfarrbücher von St. Godehard hat derselbe mit seiner Gattin Maria Anna von Fumetti in Hildesheim 8 Kinder, nämlich 3 Knaben und 5 Mädchen erzeugt, doch ist sein berühmtester Sohn Karl Maria von Weber nicht darunter. Dieser wurde vielmehr erst am 18. December 1786 zu Eutin geborenT. Unter den 8 in Hildesheim gebornen Kindern führten 3 Knaben und 4 Mädchen den Vornamen Maria.

Apparat

Zusammenfassung

Ergebnisse der Nachforschungen über die Tätigkeit Franz Anton von Webers in Hildesheim zwischen 1757 und 1773 und über seine dort ansässige Familie

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Bremer Sonntagsblatt, Jg. 10, Nr. 6 (9. Februar 1862), S. 52

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Neuer Kurier, Hildesheim (darin der Originalaufsatz)
    • Frankfurter Conversationsblatt 1862
    • Neue Zeitschrift für Musik, Bd. 56, Nr. 8 (21. Februar 1862), S. 68 (inhaltliche Zusammenfassung)

Themenkommentare

Textkonstitution

Einzelstellenerläuterung

  • „… Stadt Hildesheim verdienten Dr. Kratz“Johann Michael Kratz (1807–1885), Historiker und Bibliothekar der Dombibliothek Hildesheim.
  • „… Als der Fürstbischof Friedrich Wilhelm“Friedrich Wilhelm von Westphalen (1727–1789), seit 1763 Bischof von Hildesheim.

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