Ferdinand von Biedenfeld an Carl Maria von Weber in Dresden
Wien, Samstag, 8. Dezember 1821
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Das Schiksal, der Himmel und der Zufall — diese allmächtige Dreyeinigkeit gebietet mir — Ihnen ewig als Bittender gegenüberzustehen und Sie wissen aus langer Erfahrung wie treu u fleissig ich dieses Gebot erfülle. Dieselbe Dreyeinigkeit hat Sie berufen die Teutsche Kunst wieder in Ihre Hohe Würde einzusetzen u sie den Teutschen Herzen werth zu machen. Wie treu Sie Ihren Beruf erfüllen — hat der Freyschütze glänzend beurkundet. In Ihm treffen die Radien unsres Verhältnisses heute zusammen.
Zwey junge, sehr talentvolle u. sinnige Männer — die Herren Matthias und Joseph Trentsensky — die Besitzer des immer glänzender sich entfaltenden Lythographischen Institutes — sind gesonnen das Wiederaufleben der Teutschen Muse — durch Herausgabe vorzüglicher Werke Teutscher Meister zu feyern u damit Ihre neue Musikhandlung zu einer Klassischen Anstalt zu erheben. Diese nicht genug zu empfehlenden Freunde baten mich daher vorläufig mit Ihrem Wunsche Sie bekannt zu machen, und ein Wort vom Herzen zum Herzen mit Ihnen zu sprechen.
Hier sind bereits bey Mechetti ein ganzer Klavierauszug — bey Steiner einzelne Nummern vom Freyschützen erschienen*. Dennoch wollen diese Brüder gerne einen sehr schönen KlavierAuszug dieser Oper liefern, wenn der Tondichter selbst sich entschliessen will, einen solchen zu fertigen u mit seinem Namen zu krönen. Also bitte ich mir recht zu schreiben
1.) ob Sie — ohne eine andre Verbindlichkeit zu verletzen — einen solchen Vollständigen Klavierauszug machen wollen.
2) Wann derselbe hier vollständig eintreffen kann? und
3. welche Bedingungen Sie dafür festsetzen.
Die Firma Trentsensky u meine Ehre bürgen für pünktliche Erfüllung des Bedungenen u contrahirten.
Sollte dieses Unternehmen aus irgend einem Grund nicht mehr | ausgeführt werden können, so bitten die Brüder irgend eine andre neue Composition für Clavier oder Guittarre oder Orchester mit oder ohne Singstimmen zur baldigsten Auflage ihnen zu überlassen u das Honorar dafür zu bestimmen.
Sollten keine neuen Blüten aus dem Himmelskranze Ihrer Lieder pp aufgesproßt seyn?
Ohne einer dieser Unternehmungen zu entsagen wünschen Sie aber vorzüglich über die Herausgabe eines Klavierauszugs Ihrer nächsten Oper mit Ihnen zu contrahiren! Die Unternehmer können nichts thun, als durch eine möglichst schöne u correcte Ausgabe den Meister zu ehren u ihrem Unternehmen ein gutes Vorurtheil zu bereiten. Honoriren werden Sie gerne u pünktlich.
Lieber Weber! Sie haben den Ruhm erworben — den Teutschen das Wesen der Teutschen wieder lieb gemacht zu haben; mögen Sie sich auch bewogen fühlen — zwey jungen, ehrenwerthen u in Ihrem Eifer seltnen Männern — die Gründung eines nützlichen u ehrenvollen Instituts zu erleichtern u zu verherrlichen u damit einen neuen Anspruch auf die Dankbarkeit u Verehrung der Würdigen sich zu bilden.
Antworten Sie bald u freundlich — u bleiben Sie hold Ihrem Sie innigst verehrenden
Freund
Frhr vonBiedenfeld mp.
erhalten Dr. 12 ––
beantw — 17 -–
- FagottC: — 25 Frid:
- Tenor Arie — 12
- Sopran — 12.
- Lieder — 12.
- Ouv: Freysch: 20.
- 2 ClarinettConc: — 50.
- [Summe:] 131.
Apparat
Zusammenfassung
B. bittet ihn, die Gründung eines lithographischen Instituts durch die Brüder Trentsensky zu unterstützen, und fragt, ob er ihnen den Klavierauszug des Freischütz zur Verfügung stellen würde; sonst wären auch andere Werke, insbesondere aber der Klavierauszug seiner nächsten Oper willkommen; Weber vermerkt die angebotenen Werke zu Beginn
Incipit
„Das Schiksal, der Himmel und der Zufall – diese allmächtige Dreyeinigkeit“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
Textkonstitution
-
„… “Von Weber am Briefkopf unter dem originalen Datum ergänzt:
Einzelstellenerläuterung
-
„… einzelne Nummern vom Freyschützen erschienen“Bei Mechetti war ein Arrangement für Klavier solo (ohne Singstimmen) von Payer erschienen (gemischte PN zwischen P. M. 1181. und P. M. 1208.), das bei Steiner publizierte Arrangement von Leidesdorf in derselben Besetzung war erst im Januar 1822 abgeschlossen (PN: S: u: C: 3805.), einzelne Nummern (mit abweichenden PN S: u: C: 3281. bis 3285.) waren allerdings schon im November 1821 in der Sammlung Thalia (als Nr. 31 bis 35) gedruckt worden.