Carl Baermann sen. an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
München, Dienstag, 10. Dezember 1878

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Liebster theurer Freund!

Zürnen Sie mir nicht daß ich Ihr letztes Schreiben so lange unbeantwortet ließ, allein ich war leider wieder so unwohl, daß ich keine Feder führen konnte, und bin selbst heute erst im Stande Ihnen nur einige Worte schreiben zu können. Also gleich zur Sache! Die fraglichen 22 Tackte in den Eremiten-SoloT befinden sich weder in der ältesten Partitur* noch in unseren Orchester-Stimmen, und waren uns gänzlich unbekannt bis Bülow* den Freischütz diregirte und die fehlenden Tackte einschreiben ließ, so daß anfangs das Gerede ging, diese 22 Tackte habe Wagner erst hinzucomponirt, worüber Bülow jedoch gleich die nöthige Aufklärung ertheilte.

Indem ich Sie herzlichst mit Ihrer ganzen Familie grüße theile ich Ihnen noch mit daß meine Tochter Marie am 29t Nov. in Schwintsch, und | meine andere Tochter Therese am 7t Dec: glücklich entbunden worden sind. Ersterer von einen kräftig gesunden Mädchen, Letzere von einem ebensolchen Knaben. Ich bin nun 9 mal Großvater und hoffe hiedurch ganz besonders in Ihrer Achtung zu steigen. –

Eben war mein Hausarzt da und wünscht daß ich so wenig als möglich noch schreiben soll, und somit nur noch einen herzlichen Gruß und Handschlag von Ihrem alten treuen Freund
Carl Baermann
senior

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass sich die fraglichen 22 Takte im Eremiten-Solo (Freischütz) weder in der ältesten Partitur noch in den Orchesterstimmen befinden, erst unter Bülow wurden sie eingeschrieben; des Weiteren Familiennachrichten

Incipit

Zürnen Sie mir nicht daß ich Ihr letztes Schreiben so lange unbeantwortet ließ

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. X, Nr. 35

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: „an Jähns“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Eveline Bartlitz, „Ich habe das Schicksal stets lange Briefe zu schreiben …“. Der Brief-Nachlaß von Friedrich Wilhelm Jähns in der Staatsbibliothek zu Berlin – PK. Die Briefe Carl Baermanns an Friedrich Wilhelm Jähns, in: Weberiana. Mitteilungen der Internationalen Carl-Maria-von-Weber-Gesellschaft e. V., Heft 8 (1999), S. 44–45

Textkonstitution

  • „diregirte“sic!
  • „am 29t Nov.über der Zeile hinzugefügt
  • „r“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… weder in der ältesten Partitur“Die von Weber nach München versandte Partiturkopie ist heute verschollen.
  • „… uns gänzlich unbekannt bis Bülow“ Der Freischütz wurde in der Ära Bülow 1867 einmal, 1868 fünfmal und 1869 zweimal in München aufgeführt (vgl. Max Zenger, S. 495, 498 u. 501).

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