Gustav Zenger an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Augsburg, Samstag, 3. Februar 1872

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Mein hochverehrter Herr u. Freund

Alles habe ich richtig erhalten und danke vielmals für die Weber-Sachen und Ihre wunderschönen Lieder, die mich unendlich freuen. Die „Annen-Kränze“ werde ich zurücksenden, sobald der Copist fertig sein wird. Ich habe gegenwärtig fast gar keine Zeit zum „Vergnügen“ und zu Privatangelegenheiten, da ich dieser Tage unerwartet durch Ministerialreskript zur Kreisregierung dahier einberufen wurde, wo es sehr viel zu thun gibt.

Bitte die verspätete Empfangsanzeige deshalb zu entschuldigen. Doch kann ich mir’s nicht versagen, Ihnen nachstehende | Mittheilungen zu machen.

1. Wurde das op. 48 von Weber unlängst in München in einem Conzerte aufgeführt. Baermann (Sohn des Alten) blies die Clarinette meisterhaft. Die Composition gefiel ganz außerordentlich (und wurde bereits dessen Wiederholung in einem folgenden Conzerte verlangt[)],

2.) Morgen wird „‚Freischütz‘“ zum 500. Male in München gegeben* u. sind seit der 1. Aufführung gerade 50 Jahre verfloßen. Von allen im J. 1822 Mitwirkenden soll nur mehr der Trompeter leben, der im Bauernmarsche blasen muß und bei jeder Aufführung blies, morgen aber zum 500sten Mal blasen wird. Es wird diesem | Mann daher eine besondere Ovation bereitet werden, was er auch verdient.

3.) In den nächsten Tagen – ich meine am 6. d. M – wird in Leipzig meines Bruders großes Oratorium „Kain“ (Text nach Lord Byron(?)) aufgeführt, worauf die dortige musikalische Welt sehr gespannt sein soll*. Das Werk wurde übrigens in München, Stuttgart und Frankfurt mit entschiedenem Beifall aufgeführt*, ist aber mehr „biblische Oper“ als Oratorium, wegen seiner vorherrschend dramatischen Anlage. Vielleicht lesen Sie über den Erfolg in Leipziger Zeitungen.

Für heute nur so viel und herzlichsten Gruß von Ihrem
ergebensten Freunde
G. Zenger

Editorial

Summary

teilt ihm mit, dass unlängst in München Carl Baermann in einem Konzert das op. 48 ganz vorzüglich gespielt habe und dass der Freischütz zum 500. Male (recte: 50) aufgeführt wurde und darin ein Trompeter mitwirkte, der schon in der Erstaufführung 1822 gespielt habe

Incipit

Alles habe ich richtig erhalten

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 703

    Physical Description

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: “an Jähns”

    Commentary

    • “… 500. Male in München gegeben”Am unteren Rand Bleistiftnotiz von Jähns: „500 ist ein Irrthum. Zum 50jährigen Jubiläum der 1sten Aufführung 1822.“
    • “… Welt sehr gespannt sein soll”Das Oratorium (Text von Theodor Heigel nach Byron) wurde im 8. Konzert des Musikvereins Euterpe in Leipzig am 20. Februar 1872 aufgeführt; vgl. Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 7, Nr. 10 (6. März 1872), Sp. 165.
    • “… Frankfurt mit entschiedenem Beifall aufgeführt”Erste Aufführung am 14. April 1867 in München.

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