Leo von Lauer-Münchhofen to Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
London, Thursday, December 28, 1865
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Absolute Chronology
Preceding
- 1865-09-21: to Joseph Williams Ltd.
- 1865-12-15: from Jähns
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- 1866-01-14: to Jähns
- 1865-12-29: from Joseph Williams Ltd.
Direct Context
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- 1865-12-15: from Jähns
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- 1866-01-14: to Jähns
N. W.
28th Dec. 65.
Verehrter Herr!
Wahrscheinlich werden Sie daran verzweifelt haben‡, irgend welche Auskunft von mir zu erhalten über Fragen, die Ihnen so sehr am Herzen liegen. Lassen Sie mich aber vor allen Dingen die Versicherung geben, daß es mir stets das größte Vergnügen machen wird, Ihnen durch wenn auch noch so geringe Hülfeleistungen, nützlich sein zu können. Wenn nur die großen Entfernungen hier nicht wären, die die immer kostbare Zeit noch mehr beschränken. Ein Gang nach der City nimmt gleich einen ganzen Tag in Anspruch. Dennoch hätte ich Ihnen schon längst geschrieben, wenn ich den von Ihnen erwähnten ersten Brief vom 1ten November d. J. überhaupt erhalten hätte. Ich vermuthe derselbe war mit R‡einharts Packet nach Hamburg geschickt und ist Ihnen dann wohl wieder zugekommen. | Ich bin erfreut, Ihnen zugleich‡ mit diesen Noten noch im alten Jahre gratuliren zu können sowohl zum neuen Jahre, daß es Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin nur Freude bereiten möge, als auch zu den Überraschungen die Ihnen Reinhart im verflossenen gemacht hat durch seinen Erfindungs-Geist und die Gründung einer prosperirenden Maschinen-Fabrik.
Die von Ihnen gewünschten Kataloge von Cramer (Regent’s Street)‡, Augener, Boosey & Chappel habe ich im Laufe der Woche gesammelt. Heute war ich bei Herrn Benedict, der mich sehr freundlich bewillkommnete und gerade etwas für Sie erhalten hatte, was er mir einhändigte. Eine Arie von Weber, die, wie er sagte eben herausgekommen wäre, erwies sich bei unserer gemeinschaftlichen Nachfrage als noch unter der Preße. Ich will mit der Absendung der Kataloge warten bis ich dieselbe erhalten habe, da das Erscheinen | auf Ende dieser Woche festgesetzt ist. Benedict sagte mir, daß er sich überall und viel bemüht hat, Ihren Wünschen nachzukommen und Sie möchten entschuldigen, daß er noch nicht selber geschrieben, da er in der That fortwährend herumgejagt würde. Er hätte drei Tage im British Museum zugebracht, um M. S. von Weber aufzufinden, aber vergeblich. Sie geben sich dort überhaupt erst seit ca 20 Jahren mit Musik ab und sind daher die früheren Sachen in sehr lückenhaftem Zustande vorhanden. Novello’s Sachen wären durchaus nicht Original und könnten Sie Sich die Mühe ersparen. Ich ging trotzdem heute noch ein Mal dorthin, wo mir aber der Manager im Laden dieselbe Versicherung gab. Was die beiden Stücke von Jos. William’s Catalogue anbelangt, so werde ich nachfragen und Ihnen in einer Note mit dem Packet Auskunft geben*. Entschuldigen Sie meine Eile; aber es ist hohe Zeit diesen Brief auf die Post zu geben, was die Straf-Brief-Marken Ihnen anzeigen werden. Die Briefe frei zu machen ist billiger; jeder unfrankirte Brief kostet am Ende ein paar Groschen mehr. Die ‡geringen Auslagen für Kataloge & c. werde ich mir aufschreiben und mit Reinhart abrechnen, wenn er wieder herkommt. –
Nochmals meine aufrichtigen Glückwünsche zum neuen Jahre Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin von Ihrem
Ihnen aufrichtig ergebenen
Leo von Lauer.
Editorial
Summary
kündigt an, dass er Verlagskataloge von Cramer, Augener, Boosey, Chappel abschicken wird zusammen mit einer Ende der Woche erscheinenden Arie von Weber; im British Museum hat er nichts von Weber gefunden, war bei Benedict und ist sehr freundlich empfangen worden
Incipit
“Wahrscheinlich werden Sie daran verzweifelt haben”
Responsibilities
- Übertragung
- Frank Ziegler
Tradition
Text Constitution
-
“haben”sic!
-
“R”“Sch” overwritten with “R”
-
“zugleich”added above
-
“(Regent’s Street)”added below
-
“… ein paar Groschen mehr. Die”Fortsetzung des Textes am Kopf von Bl. 2v und 1r in umgekehrter Schreibrichtung:
Commentary
-
“… mit dem Packet Auskunft geben”Jähns interessierte möglicherweise u. a. das Weber zugeschriebene Lied „Herz, mein Herz warum so traurig“ (in englischer Übersetzung von T. Arnold: „Why my heart, why thus desponding“), erschienen bei Joseph Williams, London (ohne VN, ca. 1860).