Rudolf Weinwurm to Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Wien, Wednesday, July 27, 1870

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Hochgeehrtester Herr!

Die gegenwärtige Zeit läßt uns aufs Neue zu Weber’s unverwelklichen Liedern aus „Leyer u Schwert“ greifen, die so recht dem deutschen Volke aus der Seele geschrieben sind. Der hiesige Männergesangverein hat beschloßen, demnächst eine Produktion zu veranstalten, deren Erträgniß deutschen Verwundeten zukommen solle. Ich erinnerte mich aufs Neue an eine Nummer von Weber, derentwegen ich mich im vorigen Jahre an Sie gewandt und von Ihnen angewiesen an Herrn Max v. Weber nach Dresden geschrieben hatte es ist der „Kriegseid v Collin“.

Hofrath Weber, der mittlerweile einer der Unsrigen geworden ist u den ich heute in seinem Bureau besuchte* gab mir die Auskunft, daß nicht allein diese Nummer in Ihrem Besitze sei, sondern auch die Cantate: „Kampf und Sieg“, um die ich im vorigen Jahre ihn gleichfalls angegangen hatte*. Er hatte die Güte, mein Verlangen freundlichst aufzunehmen u. zu größerer Beschleunigung beiliegende Karte an Sie mir einzuhändigen. Da nun die erwähnte Produktion des Männergesangverein in den ersten Tagen des August stattfinden soll (6.) so würde ich Sie inständigst um möglichst beschleunigte Zusendung einer Abschrift bitten. Ich stelle mir die Nummer nicht so umfangreich vor, daß sie nicht in Part auf 4 Briefseiten | gebracht werden könnte. – Möchten Sie wohl die Güte haben für den Fall als Sie mir nicht die Originalpart. überlassen könnten oder wollten, die Abschrift sofort auf meine Kosten zu veranlaßen?

Da ich Ihre Adresse leider verlegt habe, erlaube ich mir Ihnen diese Zeilen durch die Musikalhdlg Schlesinger zuzuschicken, bei welcher Sie auch die entsprechenden Auslagen sich vergüten laßen wollen mit dem Bedeuten, Schlesinger möge dieselben auf Rechnung der hiesigen Musikalienh[an]dlung Wessely* setzen, welch letzterer ich die Auslagen ersetzen werde.

Um diese Nummer für Männerchor handelt es sich zunächst.

Späterhin werde ich mir die Freiheit nehmen, Sie wegen der obenerwähnten Cantate nochmals zu belästigen. Hochachtungsvoll
Ihr
dankbar ergebener
Rudolf Weinwurm
Adresse: Stadt, Bürgerspital, 8. Hof,
13. Stiege, 3. Stock.

Editorial

Summary

hat den inwzischen in Wien ansässigen Max Maria von Weber aufgesucht und erfahren, dass sich der Kriegseid von Collin und noch andere Chöre und auch die Kantate Kampf & Sieg im Besitz von J. befinden, bittet, ihm eine Kopie von ersterem Werk auf seine Kosten zu schicken, da er es am 6. August aufführen will

Incipit

Die gegenwärtige Zeit läßt uns aufs Neue

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 679

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: “an Jähns”

Text Constitution

  • “in Part”added above

Commentary

  • “… heute in seinem Bureau besuchte”M. M. von Weber lebte seit 1870 in Wien und war dort als Hofrat für die östlichen österreichischen Staatsbahnen zuständig.
  • “… Jahre ihn gleichfalls angegangen hatte”Das Autograph des Kriegseids hatte Jähns 1863 im Besitz eines Berliner Kupferstechers Schmidt (fraglich welcher; zu diesem Zeitpunkt mehrere Kupferstecher dieses Namens in Berlin ansässig) aufgefunden und später aus dessen Nachlass erworben. Das Autograph von Kampf und Sieg befand sich noch im Weber’schem Familienbesitz; es wurde erst 1890 von Carl von Weber nach Eutin verschenkt.
  • “… Rechnung der hiesigen Musikalienh[an]dlung Wessely”Musikalienhandlung von Franz Wessely (1830–1886) in Wien.

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