Moritz Fürstenau an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Dresden, Donnerstag, 25. Oktober 1860

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Hochgeehrtester Herr und Freund!

Mit wahrem Vergnügen habe ich aus Ihrem lieben Briefe erfahren, dass Sie mit Freude an Dresden und die hier verlebten Tage zurückdenken. Leider hatte das Fest* einen zu partikularistischen Anstrich erhalten, was jedoch nicht an den hiesigen Musikern lag, das haben Sie ja auf Einsicht in die Verhältnisse wohl erfahren. Gott bessere es! ‒ Das Gedicht Ihres Sohnes hat außerordentlich und mit Recht gefallen, weshalb ich mich herzlich freu, dass Sie ein neues Produkt des talentvollen Dichters an die Schillerstiftung verkauft haben*.

Für die Inangriffnahme meiner Angelegenheit den herzlichsten Dank. Machen Sie Sich jedoch nicht zu viel Mühe, ich bitte nur um ein kurzes Verzeichniß der Werke von Vincenzo Albrici, Giuseppe Perandi, Novelli, Christoph Bernhard, Carlo Palla|vicini, Strungk u. s. w., welche in der Berliner Bibliothek sind. Alle andern Quellen stehen mir auch hier zu Gebote.

Nachträglich habe ich mich noch zu entschuldigen, daß ich an jenem Morgen nicht zu Rönisch* kam, aber die verlebten geräuschvollen Tage, der Wohnungswechsel, in welchem ich begriffen, alles dieses macht es begreiflich, daß ich Ihre gütige Aufforderung habe vergessen können, der Nachtheil war nur auf meiner Seite. Also Verzeihung!

Die Angelegenheit mit Reißiger’s Manuskripten ist entschieden. Die Mutter* hat dieselben zu unbeschränkter Disposition erhalten und läßt Ihnen hinsichtlich des Requiem u des Solos volle Freiheit zur Aufführung natürlich nur in Ihrer Academie. Auch das Offertorium (Tenore solo) können Sie nun noch erhalten.

Herzlichen Dank für all Ihre Freundlichkeit. Geben Sie mir nur Gelegenheit, dieselbe zu erwiedern.
Mit größter Hochachtung und Ergebenheit Ihr M. Fürstenau

Editorial

Summary

Bezugnahme auf das Fest zur Einweihung des Weber-Denkmals in Dresden; Recherchebitten an Jähns bezüglich Werknachweisen zu mehreren Komponisten in der Königlichen Bibliothek in Berlin; bittet um Entschuldigung, ein vereinbartes Treffen in Dresden vergessen zu haben; Werke Reissigers stehen für Aufführungen durch den Jähns’schen Gesangsverein zur Verfügung

Incipit

Mit wahrem Vergnügen habe ich aus Ihrem lieben Briefe ersehen

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr.Dresd.App. 278, 69c

    Physical Description

    • 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)
    • auf dem ansonsten leeren Bl. 2v Empfangsvermerk von Jähns (26.10.1860)

    Commentary

    • “… zurückdenken. Leider hatte das Fest”Enthüllung des Weber-Denkmals am 11. Oktober 1860.
    • “… an die Schillerstiftung verkauft haben”Im Schiller-Album der Allgemeinen deutschen National-Lotterie zum Besten der Schiller- und Tiedge-Stiftungen, Dresden 1861 erschien das Gedicht Beim Schillerfest von Max Jähns (S. 124‒127). Hier ist aber wohl eher der Gedichtband Ein Jahr der Jugend von Max Jähns (Dresden 1861 für die Schiller-Lotterie) gemeint.
    • “… jenem Morgen nicht zu Rönisch”Johann Carl Gottlieb Rönisch (1814‒1894), Hofinstrumentenmacher (Klavierbauer).
    • “… Manuskripten ist entschieden. Die Mutter”Gemeint ist wohl Reissigers Witwe Marie, geb. Stobwasser, da dessen Mutter bereits 1827 gestorben war.

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