Carl Maria von Weber an Ignaz Franz Edler von Mosel in Wien
Prag, Donnerstag, 3. Juni 1813

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Verehrtester Freund!

Um nur nicht ganz undankbar zu scheinen, will ich mich lieber einer fremden Feder bedienen als länger noch zu warten Ihnen zu sagen: wie herzlich mich Ihre so wahrhaft freundschaftliche Erinnerung erfreut hat. Herr Mayer Beer muß bessere Nachrichten von meiner Gesundheit haben als ich, denn leider! bin ich noch nicht im Stande die kleinsten Geschäfte zu versehen da mir Schreiben, Lesen e:t:c: auf das Strengste verbothen ist. Wie unangenehm das einem, Gewohnheitsthätigen Menschen ist können Sie denken. Wie gerne hätte ich der letztern Aufführung des Salem* mit der Sie selbst so zufrieden waren beygewohnt, inzwischen hoffe ich mich bey dem Einstudieren desselben und durch den Genuß der einzelnen Schönheiten | die ich dabey im Detail geniessen werde zu entschädigen*. Es ist nur ein schuldiger Tribut für das Ausgezeichnete der die Talente des Herrn von Collin und der Frau von Pichler für Sie in Bewegung setzt. Jemand der die Schwierigkeiten kennt ein gutes Opernbuch zu bekommen, kann Ihnen mit Recht dazu Glük wünschen*.

Ihre so ungemein gütigen Äußerungen über Abu Hassan haben mich unendlich erfreut und erhoben*, der Beyfall und der Enthusiasmus eines ganzen Publikums ist zwar allerdings das Ziel nach dem wir streben, aber wahrhaft gestärkt und belohnt wird man nur: durch den ungeheuchelten Beyfall derer, | von deren Geist man überzeugt ist, wahrhaft verstanden und erfühlt zu werden. Den armen Himmel hat man also wieder ein Mahl à la Wien bedient*, Sie sollten dieß wirklich nicht ungerügt lassen.

Den Herrn Grafen Moritz Dietrichstein bitte ich meiner herzlichsten Hochachtung zu versichern, und Ihm auch für den Antheil zu danken den Er an meiner Arbeit genommen hat. Freund Liebich spielt heute wieder zum ersten Mahle im Essighändler, Iffland wird jede Stunde bey uns erwartet, die Musik liegt bey uns noch im Todesschlafe. Ich habe vor der Hand noch einen wahren Widerwillen dagegen, welches wahrscheinlich daher kommt daß ich mich in meinen Fieber Phantasien immer damit beschäftigte. |

Empfangen Sie nochmahls verehrtester Freund den innigsten Dank für Ihre schnelle und ausführliche Nachricht, welches ich von einem mit Arbeiten überhäuften Geschäftsmanne doppelt zu schätzen weiß. Empfehlen Sie mich Ihrer liebenswürdigen Gemahlin auf das Beßte, so wie allen Bekannten die Etwas von mir hören wollen, und genehmigen Sie die Versicherung der ausgezeichnetsten Freundschaft und Hochachtung mit welcher ich die Ehre habe zu seyn
Ihr aufrichtigster Freund und
Verehrer
CMvWeber.

Editorial

Summary

entschuldigt sich, dass er wegen Krankheit den “Salem” verpasste; dankt für Abu Hassan-Lob; über Prag

Incipit

Um nun nicht ganz undankbar zu scheinen, will ich mich

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Wien (A), Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung (A-Wn)
    Shelf mark: Autogr. 7/124-5

    Physical Description

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)
    • diktierter Br. m. e. Schlußformel, Unterschrift u. Ort u. Datum
    • Handschrift von Joseph Passy

    Corresponding sources

    • Schmid, Anton: “Briefe von Carl Maria von Weber...an Franz Edlen von Mosel”, in: Wiener AMZ 6.Jg. (1846), S. 473
    • Nohl 1867, S. 227–228

    Commentary

    • “… der letztern Aufführung des Salem”Die neunte und letzte Aufführung der Oper hatte tags zuvor (2. Juni 1813) in der Wiener Hofoper (Kärntnertortheater) stattgefunden. Weber äußerte sich nach dem Besuch der 5. Vorstellung (19. April 1813) im Brief an Gänsbacher vom 22. April 1813 eher enttäuscht, ebenso im Brief an Rochlitz vom 30. Juli 1813.
    • “… Detail geniessen werde zu entschädigen”Weber plante später sowohl in Prag als auch in Dresden Einstudierungen der Oper, die allerdings nicht zustande kamen.
    • “… mit Recht dazu Glük wünschen”Mosels Oper Cyrus und Astyages (1818) liegt ein Libretto von Collin zugrunde. Caroline Pichler sollte Mosel ein Libretto zum Sujet Rudolph von Habsburg schreiben, vgl. Caroline Pichler, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, Bd. 3, Wien 1844, S. 8f.
    • “… mich unendlich erfreut und erhoben”Die Oper hatte am 28. Mai 1813 am Theater an der Wien ihre Wiener Erstaufführung erlebt.
    • “… Mahl à la Wien bedient”Himmels Oper Der Kobold gefiel bei ihrer Wiener Uraufführung am Theater an der Wien (22. Mai 1813) nicht und wurde nach zwei Vorstellungen abgesetzt; vgl. die Presseberichte u. a. im Morgenblatt für gebildete Stände sowie der AmZ, Jg. 15, Nr. 25 (23. Juni 1813), Sp. 414f.

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