Friedrich Wilhelm Jähns an Charles Voss in Paris
Berlin, Montag, 12. Dezember 1864
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Absolute Chronology
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- 1864-11-27: to Pasqué
- 1864-12-10: from Geelhaar
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- 1864-12-16: to Grell
- 1864-12-18: from Paalzow
Direct Context
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- 1867-08-20: from Voss
Der Überbringer dieser Zeilen ist mein Sohn, der Ingenieur Reinhart Jähns von hier, der sich in seinen eignen Geschäften einige Tage in Paris aufhalten muß. Diese Gelegenheit kann ich nicht vorübergehen lassen, Sie um eine große Gefälligkeit zu bitten, und zwar im Interesse meines Werkes, welches ich über Weber schreibe, und wovon wir beide sprachen, als ich Sie im Sommer vorigen Jahres in der Kistner’schen Handlung bei Herrn Gurkaus traf. Ich bedarf einer ganz genauen Beschreibung des Weber’schen Concertstücks von außen und innen, was nemlich‡ Ihr Autograph davon betrifft, was Sie nemlich‡ so glücklich sind zu besitzen. So geht denn also meine herzliche Bitte dahin, mir das Concertstück | entweder per Post hieher zu senden, recommandirt, an meine Adresse oder an die Königliche Bibliothek (Königl: Custos Herrn Espagne) oder, wenn Ihnen dies nicht erwünscht sein sollte, meinem Sohn zu gestatten, dass er in Ihrer Gegenwart sogleich oder zu einer ihm gütigst zu bestimmenden Stunde sich diejenigen Notizen darüber aufzeichne, die ich aufgegeben habe. Letzteres Verfahren ist jedenfalls das kürzere und werde ich Ihnen dafür von Herzen dankbar sein.
Mein Werk macht mir viel Arbeit, Sorge und Noth; durch die freundliche Unterstützung vieler liebenswürdiger Freunde wird sie freilich möglichst erleichtert, | und so hoffe ich denn auch auf Sie, daß Sie meinem Sohne wenigstens die Ansicht und Notificirung des herrlichen Meisterwerkes in seiner Urgestalt gestatten wollen, da ich eine ganz genaue Beschreibung der äußeren u. inneren Gestalt der Autographe Webers in meinem Werke zu geben habe, im Falle diese Manuscripte noch zu erreichen waren. ‒
Lassen Sie Sich, mein lieber werther Freund, meine Bitte nochmals recht dringend ans Herz gelegt sein und erhalten Sie mir Ihr werthes und liebes Andenken. — Mein Sohn ist zwar Ingenieur, aber ein Mensch, mit dem Sie ein warmes Wort über Musik sprechen können. Er hat den wahren Sinn dafür | und auch übrigens hoffe ich wird er Ihnen gefallen. Können Sie ihm übrigens in irgend einer Art beistehen, so weiß ich werden Sie dies thun; denn wie oft hat uns unser alter, lieber sel’ger Krause gesagt: „Der Voss ist ein grundguter Mensch; ich bin ihm so recht von Herzen gut!“
Und so leben Sie denn wohl und sein Sie überzeugt, dass Niemand Ihnen für die Gewährung einer Bitte dankbarer sein kann alsIhr
alter Ihnen herzlichst
ergebener
Freund F. W. Jähns
Königl. Musik-Director hier.
Berlin:
Krausenstr. 62.
Editorial
Summary
J. bittet in diesem Brief um die genaue Beschreibung des Autographs des Concertstücks; er bittet, es ihm auszuleihen oder an die Kgl. Bibliothek (Custos Espagne) zu senden oder seinem Sohn zu gestatten, sich die erforderlichen Notizen zu machen
Incipit
“Der Überbringer dieser Zeilen ist mein Sohn, der Ingenieur Reinhart Jähns”
General Remark
Der Originalbrief sollte 1864 von Reinhart Jähns an Voss übergeben werden, der traf ihn allerdings nicht an und brachte das Schreiben wieder mit nach Berlin zurück. Jähns annotierte den Brief 1865 bei einem erneuten Zustellungsversuch im Sommer 1865 wie folgt: “Der jetzige Überbringer dieses Briefes (Juli 1865) ist mein Freund Herr Esslinger aus Berlin, der diese Angelegenheit für mich gütigst übernommen hat da mein Sohn Sie Mitte Dezember vorigen Jahres in Paris nicht fand.” Da auch dieser Versuch offenbar fehlschlug, notierte Jähns im Herbst 1865: “Erst im Sept. 65. habe ich Voss als in Leipzig sich aufhaltend ausfindig gemacht; ich schrieb ihm dann sogleich einen neuen Brief am 16. Sept.” Vgl. dazu auch die Briefe der Verlage Hofmeister vom 5. September 1865 sowie Kistner vom 20. August 1867.
Responsibilities
- Übertragung
- Frank Ziegler