Gedicht von Ernst Ortlepp „Der Freischütz“
Der Freischütz.
Fort reißt und fort Dein mächtiger Donnerton,Orkusbeseelter! Hui! wie das FeuermeerIn Nacht und Flammen zischt und prasselt,Und wie die Hölle Dich, armer Jäger, Empört umfluthet! Samiel, Samiel,O was beginnst Du, Finsterer! – Der süßen BrautGießt er die Todeskugel, ach, dieGott in der Brust und die Liebe schlummert. In frohen Chören winden die Mädchen DirMit veilchenfarb’nen Fäden den Jungfernkranz,Indeß der Jäger muntre SchaarenSingend zum Probeschuß sich versammeln. O wackrer Schütze fehle der Taube nicht! -Lenk’ ab Dein Rohr, ach, wehe! die finstre MachtVerdirbt Dich; sieh’, dort naht die Jungfrau,Halt! – Doch schon stürzte die Holde nieder! Aber wie wirbeln seltsame Töne dortUm den Verführer! Seht, wie der FluchendeIn Blut sich wälzt und gegen finstreGeister sich wild epileptisch aufrafft! Der Hölle Pforten öffnen sich, Caspar, Dir! -Doch aus den Wolken drängt sich der FlammenglanzDes hellen Lichtmeers – sieh’, des Ew’genLeuchtendes Auge blickt freundlich nieder! Fort reißt und fort nun wieder Dein Donnerton,Beseelter Meister, aber wie Cherubim,(Die tiefste Seele bebt) am großenTage zu Gottes Gerichten singen.
Apparat
Zusammenfassung
Gedicht „Der Freischütz“ von Ortlepp
Entstehung
–
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Kühnau, Dana
Überlieferung
-
Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 6, Nr. 277 (19. November 1822), S. 1105