Aufführungsbesprechung Stettin: „Oberon“ von Carl Maria von Weber (vor Dezember 1831)

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[…] | […] Der mit einer einzigen Generalprobe gegebene Oberon ging besser, als ich dachte. Die Hauptpersonen, von Mad. Linker und Herrn Petrik vorgestellt, befriedigten, obgleich letzterem kein lauter Beifall zu Theil wurde, wie der erstern bei der hinreißend schön vorgetragenen Arie: „Ozean, du Ungeheuer!“ Scherasmin-Linker ließ uns den frühern Hüon-Knappen (Namen nennen wir nicht) bald vergessen* und die wunderliebliche Fatime (hier Dem. Starke genannt) war ihm wohl zu gönnen. „Gut gebrüllt, Löwe!“ könnte man mit Shakespeare den Dey von Tunis, Herrn Märtens, zurufen* und daß seine Roschana zu viel Vertrauen auf den Souffleur setzte, konnte man einer gebornen Devrient auch nicht verdenken, da ihr großer Ahnherr ihr hierin mit dem leuchtendsten Beispiel vorangeht. Herr Pietsch, dieser Stettinsche Talma, sprach (als Babekan) nur drei Worte – aber wie? Als ihn des unbarmherzigen Hüons Schwerdt durchbohrte, gab er mit ächt persischer Grandezza sei¦nen Geist auf. Unter den in dieser Oper vorkommenden Unsterblichen bemerken wir: 1) Herrn Wille als Oberon, 2) Dem. Grebin als Droll. Herr Wille ist ein junger Anfänger, berechtigt aber zu Hoffnungen. Er zeigte im Anfange viel Schüchternheit, legte sie aber allmählig etwas ab. Dem. Grebin steht mit ihm in gleicher Kategorie, doch verdient sie noch mehr Aufmunterung, weil sie sich sichtbar die Sache angelegen sein läßt und – chose bien rare – jeden wohlgemeinten Wink dankbar annimmt, ihn freudig benutzend. Die Chöre sind bei unsern Opern gewöhnlich die partie honteuse und waren es auch diesmal, gewöhnlich hört man nur Ober- und Unterstimme, an 2te und 3te ist nicht zu denken, so wenig als an Takt. Der sehr tüchtige Herr Musikdirektor Benzon trägt die Schuld nicht, (wer hat noch aus Steinen Gold gemacht?) die Ouvertüre unter seiner Leitung erhielt rauschenden Applaus.

Apparat

Zusammenfassung

verspätete Berichterstattung über die EA des „Oberon“ in Stettin

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Sundine, Jg. 5, Nr. 50 (15. Dezember 1831), Sp. 397f.

Textkonstitution

  • „Dey“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… nennen wir nicht) bald vergessen“Die Stettiner Erstaufführung dürfte im Frühsommer 1831 stattgefunden haben; in derselben Zeitung heißt es in Nr. 28 (14. Juli 1831), S. 223 in einem Bericht vom 3. Juli, dass vor der Sommerpause auch der Oberon in Szene gesetzt worden sei, ein Bericht darüber jedoch erst später folgen solle.
  • „… Tunis, Herrn Märtens , zurufen“aus Shakespeares Stück Ein Sommernachtstraum, dort heißt es in der 1. Szene des 5. Akts: „Well roared, lion.“

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