Bericht über Webers Empfang in Dresden im November 1823

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Correspondenz-Nachricht.
Aus Dresden. Den 12. November 1823.

Zu der Zeit als unsers Carl Maria von Webers neue Oper "Euryanthe," zum ersten Mahl zum Genuß für alle Kenner und Liebhaber der Musik in Wien aufgeführt wurde, erschien Ihres Kreutzer’s "Libussa," auf unserer Bühne. Ich beschränke mich vorläufig blos auf die Nachricht, daß selbige mit vielem Beyfall aufgenommen, und sehr gut gegeben wurde, auch viel von der Direktion auf Ausschmückung derselben verwendet worden. Der Zweck meines heutigen Schreibens ist, Sie von einer seltenen collegialischen Achtung und Auszeichnung in Kenntniß zu setzen. Als unser gefeyerter C. M. v. Weber nach seiner Zurückkunft von Wien, gestern Morgen zum ersten Mahl zu Dirigirung einer Probe der "Preciosa" ins Theater ging, empfing ihn der Regisseur Hellwig ganz feyerlich an der Thür und führte ihn aufs Theater. Ein Tusch von Trompeten und Pauken ist seine Bewillkommnung, alle Mitglieder des Schauspiels, beyder Opern, Chöre und der ganzen Kapelle, standen in zwey Reihen und sangen nach dem Chor aus "Titus" die ersten Zeilen des beyfolgenden Gedichts.

Dann überreichten ihm Mad. Schirmer und Sigra. Sandrini auf weiß atlaßenen Kissen das gedruckte Gedicht und einen Lorbeerkranz, sämmtliche übrige Damen, Blumenkränze und Bouquette, und die andern Zeilen ertönten auf die Melodie des Schlußchors der "Euryanthe," (welche bereits bey uns einstudirt wird). Nun ein dreymahliges Lebehoch und Umarmungen von allen Seiten. – Daß der Gefeyerte von einem so seltenen Beweis einstimmiger Liebe innig ergriffen und gerührt war, bedarf eben so wenig einer Versicherung, als es keiner Auseinandersetzung nöthig seyn dürfte, wie sehr alle dabey Interessirte sich selbst geehrt, indem sie ein unerhörtes Beyspiel von echter und neidloser Kunstanerkennung ihres geehrten Collegen gaben.

Willkommen!
dem königl. sächs. Kapellmeister
Herrn Carl Maria von Weber,
bey seiner Rückkunft dargereicht von den Mitgliedern des königlichen
Hoftheaters zu Dresden.

Willkommen hier, o Meister,Bey Freunden und Verehrern,Den Gluck’s und Mozart’s GeisterStolz nennen ihren Sohn.Auf, feyert hoch in vollen JubeltönenDen Trefflichen, den Lorbeerkränze krönen.Er kehrt zurück in seiner Heimath Land,Es reicht ihm Lieb und Achtung hier die Hand.Und treu bleibt er uns hier!Heil sey der Kunst! Heil, Weber, Dir!

Apparat

Zusammenfassung

über die Ankunft Webers in Dresden und seinen Empfang durch Hellwig einschl. Empfangsgedicht

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Solveig Schreiter

Überlieferung

  • Textzeuge: Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens, Jg. 16, Nr. 142 (27. November 1823), S. 567

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