Aufführungsbesprechung Berlin: Klavierspiel von Carl Maria von Weber (Mai/Juni 1821)
Korrespondenzen und Notizen.
Aus Berlin.
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Für das Klavierspiel hatten wir hier mehrere Konzerte; vor allem erwähne ich Maria v. Weber’s Spiel als höchst anziehend*. Er führt in der That technisch das nicht aus, was Hummel vermag, und steht dennoch höher, als dieser. Wenn man gerade soviel vom Klavierspiel versteht, um die Schwierigkeiten beurtheilen zu können, und Hummel’n am Fortepiano auf die Hände sieht, so wird man überrascht, verwirrt, geblendet, bei dieser furchtbaren Rapidität der Finger in Läufen, Trillern, mehrstimmigen Gängen u. s. w., vereint mit dem Anschein der äußersten Ruhe der Hände in ihrer bestimmten Lage des Anschlags. Ja selbst einem geübten Auge kostet es Anstrengung, die Noten so rasch nachzulesen, wie er sie verträgt‡.
In Weber’s Spiel findet das alles bei weitem nicht so Statt; ja er hat sogar als Komponist für das Instrument einen Fehler, den ich an Hummel nicht bemerkte: Manier, die sich in dem häufigen Anbringen und Wiederholen leise wiegender Stellen zeigt. Aber ungeachtet dieser einzelnen Vorliebe, besitzt er doch im Ganzen Geist, Gemüth und Phantasie in reichlicherem Maße; und wenn daher beide Meister ihre eignen Sachen geben, wird Weber nie des schöneren Eindrucks auf die Hörer ermangeln. Daß rauschender Jubel ihm hier den Vortrag seiner „Auffoderung zum Tanze“ lohnte*, brauche ich kaum ausdrücklich zu erwähnten.
Hummel arbeitet die technische Instrumentalbehandlung des Klaviers sehr künstlich aus; er schafft auf diese Weise neues, wenn auch schwer zu durchwanderndes Feld für die Ausführung der Ideen und deren Variirung.
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Apparat
Zusammenfassung
Aufführungsbesprechung Berlin: Klavierspiel von Carl Maria von Weber, Vergleich mit Hummel
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Mo, Ran
Überlieferung
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Textzeuge: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 22, Nr. 22 (11. April 1822), Sp. 558–560
Themenkommentare
Einzelstellenerläuterung
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„verträgt“recte „vorträgt“.
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„… seiner Auffoderung zum Tanze lohnte“Weber spielte 1821 öffentlich nicht die Aufforderung zum Tanze, sondern sein Rondo brillante (25. Juni).