Aufführungsbesprechung Heidelberg: „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart am 16. September 1812 in Heidelberg

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Heidelberg, d. 16ten Septbr. Mit grossem Vergnügen referire ich den Lesern dieser Blätter die Aufführung der Mozartschen Missa pro defunctis*, welche heute ein neu gebildeter Verein von hiesigen Dilettanten,* von wenigen eigentlichen Musikern unterstüzt, zum Vortheil der Armen gegeben hat. Machte nun auch das etwas beschränkte Personale der Instrumentisten manchen Missstand unvermeidlich, z. B. das Auslassen der Posaunen, selbst des Posaunen-Solo’s*; den Vortrag des darauf folgenden Fagottgesangs* auf dem Portament-unfähigen Fortepiano, u. a. m.; war unter solchen Umständen die Ausführung auch kein Meisterstück, und dessen Anhörung kein grosser Kunstgenuss: so gewährt doch nicht nur schon überhaupt der Anblick eines neu gebildeten Kunstvereins und neuerwachten Kunstbestrebens (besonders in dieser, den Musen so ungünstigen Zeit, und auf einer Universität, die in anderm Betracht so grossen Ruf erlangt hat,) dem Kunstfreunde immer eine höchst wohlgefällige Empfindung, sondern insbesondre war auch heute die Ausführung der Chöre, so wie der ersten Sopran- und Altpartien, erfreuend; am erfreulichsten aber der ernstliche Eifer, mit dem alles zusammenzuwirken und zusammen-zuhalten strebte, und von dem eben so lebhaft zu wünschen ist, dass er nur beharrlich seyn möge, wo er dann unfehlbar bald schöne Früchte bringen wird.

Die Einnahme war reichlich, so wie der Beyfall des hiesigen Publicums.

Gottfried Weber.

Apparat

Generalvermerk

Zuschreibung: namentlich gezeichnet

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 14, Nr. 41 (7. Oktober 1812), Sp. 671

    Einzelstellenerläuterung

    • „Mozartschen Missa pro defunctis“Wolfgang Amadeus Mozart, Requiem (KV 626); zu dieser Aufführung vgl. auch: Ursula Reichert, Musik in Heidelberg: Die Zeit der Romantik, in: Musik in Heidelberg 1777–1885, Heidelberg 1985, S. 83.
    • „Verein von hiesigen Dilettanten,“Nach Harald Pfeiffer, Heidelberger Musikleben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Heidelberg 1989, S. 47, handelte es sich hier um das offensichtlich erste Konzert mit ortseigenen, in einer musikalischen Gesellschaft organisierten Kräften, d. h. um die Anfänge des Heidelberger Musikvereins.
    • „Posaunen-Solo’s“Im Tuba mirum.
    • „Fagottgesangs“Gemeint ist vermutlich das Bassetthorn-Solo im Recordare.

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