Korrespondenzbericht aus Dresden, 6. Januar 1820

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Dresden, 6 Jan. Der 23 Dec., als der Geburtstag unsers nun sein 70stes Jahr antretenden, in ungeschwächter Manneskraft und Gesundheitsfülle blühenden Königs, wurde unter Anderm dadurch begangen, daß in dem großen Versammlungssaale der Akademie der Künste früh vom Generaldirektor derselben, dem Grafen Heinrich v. Vitzthum, in Anwesenheit aller Professoren und Unterlehrer und aller, weit über 100 Zöglinge betragenden Akademisten, theils 400 Thlr. an Gratifikationen oder Prämien, theils ehrenvolle Erwähnungsdiplome durch eine feierliche Anrede des Vorstehers, an eine große Zahl derselben vertheilt wurden. […] ¦ […] – Die hier in wohlvererbter Ueberlieferung stets fortblühende Tonkunst ergözte ihre Freunde am neuen Jahrestage* mit einer treflichen Missa, welche der Kapellmeister Maria v. Weber komponirt hat, und an diesem feierlichen Tage in der katholischen Hofkirche aufführte. Die Schaubühne wurde den 2 Jan. nach einer dreiwöchentlichen Ruhe wieder eröfnet*. Ein neues Trauerspiel von dem geist- und gemüthvollen dramatischen Dichter, dem Baron Ernst v. Houwald, mit blühender Phantasie und großer dramatischer Kunst ausgestattet, das Bild betitelt, wurde mit eben so großer Begeisterung und Wahrheit gespielt, als mit Beifall aufgenommen*, und bewies zur Genüge, daß die hier sich vereinigenden Schauspieler*, sobald es einen würdigen Gegenstand gibt, Ungemeines zu leisten vermögen. Das länger als drei Stunden spielende Stük wußte die Aufmerksamkeit bis zur lezten, ganz neuen Situation, wo die verblindete Camilla durch die Wiedererlangung ihres Gesichts selbst in tödtlichem Schmerz untergeht, mit steigendem Interesse zu erhalten. Die italienische Oper fing mit einer hier noch nicht gehörten Komposition des Kapellmeisters Pär l’Eroismo dell’Amore bedeutungsvoll an*, und wird uns mit der in Venedig gekrönten Komposition des Berlinischen Tonkünstlers Meer-Beer zunächst erfreuen*.

Apparat

Generalvermerk

Autorenzuweisung nach dem Beiträger-Register der Allgemeinen Zeitung, hg. von Bernhard Fischer, München 2003 (lt. hs. Randnotiz im Cottaschen Redaktionsexemplar)

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg. 23, Nr. 17 (3. Februar 1820), S. 66

Textkonstitution

  • „verblindete“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… ihre Freunde am neuen Jahrestage“Gemeint: am Neujahrstag 1820.
  • „… einer dreiwöchentlichen Ruhe wieder eröfnet“Weihnachtspause vom 12. Dezember 1819 bis 1. Januar 1820.
  • „… gespielt, als mit Beifall aufgenommen“Uraufführung am 3. Januar 1820.
  • „… die hier sich vereinigenden Schauspieler“Besetzung laut Tagebuch der deutschen Bühnen (1820, S. 97): F. A. Werdy (Marchese di Sorento), F. Schirmer (Camilla), C. A. Pauli (Leonhard), R. F. Julius (Graf von Nord), F. W. Hartwig (Julie), F. Hellwig (Spinarosa), L. F. Pauli (Kastellan), J. E. Drewitz (Bote), F. Heine und Hr. Bock (Bediente).
  • „… Pär l’Eroismo dell’Amore bedeutungsvoll an“Premiere am 5. Januar 1820.
  • „… Berlinischen Tonkünstlers Meer-Beer zunächst erfreuen“Emma di Resburgo hatte am 26. Januar 1820 Premiere.

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