Rudolf Schelcher an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Saint-Nectaire, Donnerstag, 7. August 1879

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Hochgeschätzter Herr Professor.

Wenn Sie nach genommener Lectüre der umstehenden Seite sich in Ihren Erwartungen etwas getäuscht finden, so bitte ich Sie, die Ursache daran nicht in Mangel an Eifer & gutem Willen meinerseits suchen zu wollen. Ich habe an alle Thüren angeklopft, alle haben sich willig vor mir geöffnet, aber was ich hinter ihnen gefunden, war wahrlich kaum des Eintretens werth. Selbst an der competentesten Stelle, im Archiv der Comission de la Société des auteurs et compositeurs dramatiques, wo ich Alles durchwühlt & durchstöbert, gähnten mir schreckliche Lücken entgegen.

In Umstehendem gebe ich Ihnen das Wenige, was ich gefunden und bitte es in dem Sinne des französischen Sprichwortes: „La plus belle fille du monde ne peut donner plus ce quelle n’a.“ freundlichst aufzunehmen von Ihrem hochachtungsvollst ergebenen
R Schelcher
St. Nectaire.
par Champeix.
/: Puy de Dôme :/ |

Freischütz. wurde an der hiesigen Grossen Oper im Jahre 1877. – 15 Mal, im J. 1878. – 4 Mal. im J. 1879 bis 31. Juli 25 Mal. gegeben.

Silvana. Am 2. April 1872 zum 1. Male im Théâtre Lyrique (damals im kleinen Theater de l’Athénée, hinter der neuen Gr. Oper – einem kl. Theater, daß sich im Keller befindet.) gegeben, hatte die gleichnamige deutsche Oper nur zur Basis; Victor Wilder erweiterte dieselbe, indem er den Rollen des Krips & der Soubrette eine größere Entwicklung gab und der Partitur eine Serie neuer Weber’scher Musikstücke einverleibte, wie z. B. die TyrolienneMein Schatzerl ist hübsch“ – das schwäbische Bettlerlied. – einen kleinen Minnesängerchor: Ei! ei! wie scheint der Mond so hell & 3 oder 4 andere den Cantaten entnommene Stücke. Die Oper, sehr beifällig aufgenommen, brachte es leider durch den mißlichen Finanzstand des damaligen Directeurs nur zu 33. Aufführungen.

Oberon. Über diese Oper habe ich Nichts finden können, als bis zum Jahre 1876. in welchem sie im Théâtre Lyrique (dem Gaité-Théâtre) am 8. Juni wieder aufgenommen und 38 Male im Ganzen aufgeführt wurde.

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Über Euryanthe. Preciosa und Abu Hassan
habe ich weder in dem besagten Archiv, noch irgend anderswo auch nur die geringste Auskunft gefunden; sollten mir nach meiner Ende dieses Monats erfolgender Rückkehr nach Paris irgend welche Daten darüber noch in die Hände fallen – denn ich betrachte meine Nachforschungen noch nicht für erschöpft, – so soll es mir ein spezielles Vergnügen sein, sie Ihnen zukommen zu lassen.

Editorial

Summary

teilt Zahl der Freischütz-Aufführungen 1877–1879 in der großen Oper mit und von der Silvana im Théâtre lyrique 1872, die aber, von Victor Wilder mit anderer Weberscher Musik erweitert, beifällig aufgenommen wurde und 33 Aufführungen hatte; von Euryanthe u. Oberon konnte er nichts ermitteln

Incipit

Wenn Sie nach genommener Lectüre

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 551

    Physical Description

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
    • am Briefkopf gestempelt: “an Jähns”

Text Constitution

  • “daß”sic!

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