Friedrich August Witz to Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Augsburg, Sunday, October 13, 1878

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Titl. Herrn F. W. Jähns
k. preuß. Professor der Musik!

Bei dem gänzlichen Mangel an Interesse für das Theater in früherer Zeit von Seite des hiesigen Publikums sind manche der von Ihnen gewünschten Daten unmöglich anzugehen, da vor den ersten 30ger Jahren Niemand Theaterzettel aufhob auch selbst die Redaktionen hiesiger Zeitungen keine gesammelten Exemplare aus früheren Zeiten aufweisen können; ja sogar die städtischen Archive der ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts sind mangelhaft, da bei den häufigen Streitigkeiten der Direktionen mit Polizei, Censur, und Konkurs-Gerichten ganze Fascikel an andere Behörden abgegeben, | aber nie wieder zurückverlangt worden.

Der ergebenst Unterzeichnete hat im Jahre 1876 eine Geschichte des Augsburger Stadttheaters herausgegeben*, und was ich vermöge der damals gemachten Studien von K. M. v. Weber erforscht habe, steht mit Vergnügen in Ihrem Frageblatte zur Verfügung. —

Auch der 2te Opern Versuch von Karl M. „Peter Schmoll und seine Nachbarn“ ist wirklich unter der Direktion eines gewissen Vanini in der Wintersaison 1803/4 hier aufgeführt worden, hat aber nicht gefallen*, und es ist zu verwundern, wie ein so gutes Journal wie „Über Land und Meer“ in der 1tn Nummer des neuen Jahrgangs 1878/79 auf Seite 7 behaupten kann, man habe bis jetzt noch nichts davon gehört*, | da die Operette doch in allen Biographien Webers, in den Konversations-Lexiken, und den Geschichten der Musik erwähnt wird.

Hochachtungsvollst F. A. Witz
Jubilar der hiesigen
Bühne,

Editorial

Summary

weist darauf hin, dass bis in die 30iger Jahre keine Theaterzettel aufgehoben wurden, macht auf seine 1876 erschienene Geschichte des Augsburger Stadttheaters aufmerksam und bestätigt, dass Peter Schmoll 1803/04 unter Vanini ohne Erfolg aufgeführt worden sei; schickt den Fragezettel von J. beantwortet zurück (liegt nicht mehr bei)

Incipit

Bei dem gänzlichen Mangel an Interesse

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. X, Nr. 692

    Physical Description

    • 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)

Text Constitution

  • “eines”sic!
  • “die Operette”added above

Commentary

  • “… Geschichte des Augsburger Stadttheaters herausgegeben”Vgl. F. A. Witz, Versuch einer Geschichte der theatralischen Vorstellungen in Augsburg. Von den frühesten Zeiten bis 1876, Augsburg [1876].
  • “… worden, hat aber nicht gefallen”Vgl. dazu „Rätsel um die Uraufführung des Peter Schmoll“.
  • “… jetzt noch nichts davon gehört”Vgl. die Kurznotiz in Über Land und Meer, Jg. 21, Bd. 41, Nr. 1 (Oktober 1878), S. 7: „Karl Maria v. Weber hat eine zweiaktige komische Oper hinterlassen: ‚Peter Schmoll und seine Nachbarn‘, von der man jetzt erst in Folge eines Prozesses hört, welcher gegen den Sohn und Erben von dem Käufer der Oper, Otto Gössel in London, angestrengt wurde.“

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