## Title: Bericht über die Klopstock-Säkularfeier in Quedlinburg ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A033339 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Klopstocks Säcularfeier in Quedlinburg.Der zweite Julius dieses Jahres, der Säculartag von Klopstocks Geburt, ist in seiner Vaterstadt Quedlinburg feierlich begangen worden. Schon am ersten Julius fand eine musikalische Vorfeier statt, in welcher mehrere ausgezeichnete Werke der Tonkunst, unter andern Mozarts Hymnus an die Gottheit, von einem ausgewählten, aus einigen Hundert Musikern und Sängern bestehenden Orchester unter der Direction des berühmten Carl Maria von Weber aufgeführt wurden. Am Abend diesen Tages war das Haus, in welchem Klopstock vor hundert Jahren geboren ward, festlich bekränzt und erleuchtet, und wurde von einem zahlreichen Chor mit Gesang und Musik begrüßt. Am folgenden Tage, Morgens um 9 Uhr, versammelten sich einige Tausend Zuhörer aus der Nähe und Ferne, in der hiesigen Schloßkirche, in welcher der von Klopstock gedichtete und von Naumann componirte Psalm: „Um Erden wandeln Monde“, dann die Oster-Cantate von Friedrich Schneider, und der dritte Theil von Händels Messias, unter derselben Leitung und von demselben Orchester-Personal, wie am Tage vorher, vortrefflich aufgeführt wurden. Die Künstler, welche zu dieser musikalischen Feier mitwirkten, und viele andere Fremde speisten zu Mittage auf dem Schlosse, wo Klopstocks unvergeßlichem Andenken mit inniger Rührung ein voller Becher geweiht wurde. Am Nachmittag dieses Tages wurden in der Rede-Uebung des hiesigen Gymnasiums mehrere der trefflichsten Oden und Gesänge des gefeierten Dichters, welche die merkwürdigsten Epochen seines Lebens und die hervorstechendsten Züge seines Geistes und Charakters bezeichneten, so wie auch andere ausgewählte Stücke deutscher Meister, vorgetragen; am Abend war das Geburtshaus des Dichters wieder erleuchtet und mehrere Tausend Menschen strömten von dort nach dem bei der Stadt belege nen Park, der Brühl genannt, wo zwei zahlreiche Musikchöre ihre Harmonien bis in die Nacht hinein ertönen ließen. Kein Unfall störte die Feier, und die allgemeine freudige Rührung womit sie begangen ward, machte sie ihres großen Gegenstandes würdig und erhob sie zu einem wahrhaften Nationalfeste. Dadurch möchte sich überhaupt dieselbe von den an andern Orten auf gleiche Veranlassung veranstalteten Feierlichkeiten unterscheiden, daß nicht bloß Gelehrte und Hochgebildete, sondern daß alle Stände des Volks – denn für alle hat Klopstock segenreich gewirkt – daran Theil nahmen, und so nicht bloß ein Verein einzelner Verehrer, sondern eine ganze Stadt, ein ganzes Volk dem Andenken des unsterblichen Sängers das treu gemeinte Opfer des Dankes und der Verehrung darbrachte. Eine ausführliche Beschreibung dieser Säcularfeier, in welche auch die bei dieser Gelegenheit erschienenen Gedichte werden aufgenommen werden, wird bei Gottfried Basse in Quedlinburg erscheinen. Zur Sammlung von Beiträgen für das, dem großen Dichter in Quedlinburg zu errichtende Denkmal, wird mit Nächstem geschritten werden. Gegen 500 Thlr. sind theils aus dem Ertrage des Musikfestes, theils aus bisher schon eingegangenen Beiträgen zu diesem Zweck bereits vorhanden.