## Title: Aufführungsbesprechung Leipzig, Universitätskirche: Konzert von Filippo Sassaroli am 8. Februar 1819, darunter das Offertorium “In die solemnitatis” von Carl Maria von Weber ## Author: Anonymus ## Version: 4.12.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A033068 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Leipzig. Am achten Februar gab der königlich sächsische erste Hofsänger, Hr. Filippo Sassaroli (soprano,) Concert, nicht im Concertsaale, sondern in der grossen Universitätskirche. Und das wohlbedächtig; denn im Saale darf Hr. S. seine starke, volle, durchdringende, aber, wo er nicht ausdrücklich zum Gegentheil ansetzt, auch scharfe und schneidende Stimme, dieser letztern Eigenschaften wegen, nicht ganz herausgegeben: thut er das nicht, so wird ihm das Festhalten und Abstufen des Tons schwer, und er vermeidet dies möglichst durch Ueberladung von Verzierungen, oder er detonirt. Letztes that er zwar leider diesmal auch in der Kirche, und nicht selten sehr auffallend: (er wird nie zu hoch, stets zu tief:) doch mochte es in etwas Zufälligem seinen Grund haben; denn in Dresden, in der Kirche, begegnet ihm das wahre Unglück für alle Wirkung seines Gesanges selten und in weit geringerm Grade. Seine grosse Fertigkeit, welcher indess die Deutlichkeit und Bestimmtheit nicht mehr wie ehemals immer zur Seite geht, ist längst bekannt und auch in diesen Blättern oft gerühmt; und seine ausgezeichnete, wenn auch vielleicht zu oft angebrachte Kunst, durch ein allmähliches Verstärken Eines überaus lang ausgehaltenen Tons vom Leisesten bis Allerstärksten, das Vergnügen des Zuhörers bis an's Aengstende zu steigern, ist eben so bekannt und eben so oft gerühmt. Eines aber, was zu rühmen die Referenten vielleicht seltener Gelegenheit finden, müssen wir um so dankbarer anerkennen: im Offertorium des Hrn. Kappelmeister von Weber nämlich blieb Hr. S. dem würdevollen Style und den ernsten, breiten Formen der Composition getreu, indem er nicht nur alles willkührlichen, auf Gerathewohl angebrachten Verzierens sich enthielt, sondern auch in den Vortrag, ja in Ton und Haltung der Stimme selbst, das zu legen wusste, was der Componist in das Stück gelegt hatte. In den übrigen Stücken, das Laudate zum Beschluss noch ausgenommen, liess er viel mehr sich gehen, und, wiewol die Compositionen dies, bis auf einen gewissen Grad, allenfalls zuliessen, so hätten doch wenigstens die Stellen mehr beachtet werden sollen, wo der Compnnist in Figurirung der Instrumente sich auch hatte gehen lassen, und wo nun Sänger und Meisterr zuweilen seltsamlich durch und wider einander liefen. Dagegen müssen wir Hrn. S.s Vortrag der zwey Recitative, besonders des zweyten, gar sehr rühmen; im Ganzen nämlich, und das schon erwähnte Detoniren abgerechnet. – Wir bekamen aber folgende Stücke zu hören: Ouvertüre von Beethoven, (zu Coriolan,) die, wie schön sie ist, mit ihren vielen gearbeiteten Details in den | Mittelstimmen, für die grosse, widerhallende Kirche nicht gut gewählt war. Hymnus, vom Hr. Kapellmeister, Ritter Morlacchi, für die Jubelfeyer des Regierungsantritts Sr. königlichen Majestät compponirt: lebhaft, kräftig, nicht ohne Eigenthümlichkeit und nicht ohne Würde. Offertorium, componirt vom Hrn. Kapellmeister C. Mar. v. Weber, das wir schon oben bezeichnet haben, und das durch schönen Gesang, Feuer des Ausdrucks und wohlberechneten Gegensatz des Chors zur hervorglänzenden Solostimme, auch bey der Menge vielen Beyfall fand. […] – Die Kirche war schön beleuchtet und die Versammlung zahlreich. –