Aufführungsbesprechung Graz: “Preciosa” von Carl Maria von Weber am 16. Juli 1825

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Aus Grätz. (Fortsetzung). Den 16. „Präciosa;“ die Titelrolle von Dem. Müller gegeben. Wenn der romantische Charakter der Präciosa zu der nicht sehr großen Anzahl jener dramatischen Personen gehört, welche sowohl durch ihre innere originelle Ausbildung, als durch die eigene Wechselbeziehung, in welche der Dichter sie zu ihren Umgebungen, wie eine Centralkraft in die Mitte der ihr gehorchenden Welt gestellt hat, selbst bey mancher an ihnen bemerklichen Unvollkommenheit ein unwiderstehliches Interesse behaupten, so mußte die angekündigte Darstellung dieser Rolle durch eine Künstlerinn wie Dem. Müller zu den höchsten Erwartungen anregen. Und je vielseitiger die Forderungen sind, welchen die Darstellerinn der Präciosa zu entsprechen hat, je mehr ward hier geleistet. Die angenehme Gestalt der Künstlerinn, das aus ihren Gesichtszügen sprechende reiche innere Leben, das klang- und tonreiche Organ, die ausdrucksvolle Sprache, die schöne bewegte Plastik ihres Gebehrdenspieles, ihr durch eine kräftige wohlklingende Stimme unterstütztes musikalisches Talent, der rührende Gesangsvortrag, diese Vorzüge bildeten jenen seltenen Verein, dem es allein gelingen kann, das Wunderwesen, als welches Präciosa sich ausspricht, mit Wahrheit und Klarheit zur Anschauung zu bringen. Einen hohen, nicht minder seltenen Reitz gewann hier der Charakter dadurch, daß er, seiner Natur nach, dem Gemüthe der Künstlerinn, welches sich in ihren Leistungen so ganz poetisch, als alle Kunst-Poesie seyn muß, ausspricht, den geeignetsten Raum sich zu entfalten gab; erhielt er hiedurch allerdings einen höheren kräftigeren Aufschwung, als welcher ihm, streng genommen, zukommt, so erscheint dieß immerhin als eine aus der Individualität der Künstlerinn fließende schätzbare, ja interessante Eigenthümlichkeit. Die unzähligen schönen Einzelnheiten dieser Darstellung ¦ zu erwähnen, liegt außer dem Zwecke unserer Einsendungen, in welchen die kritische Beleuchtung der Kunsterscheinungen unserer Bühne nur als Begleitung der historischen Nachweisung derselben, in so ferne sie davon unzertrennlich ist, Statt findet. In Absicht auf diese letztere darf daher nicht anzuführen unterlassen werden, daß Dem. Müller hohes Entzücken erregte; die Rede Präciosa’s: „Hat mit Gaben und TalentenMich Natur nicht reich geschmückt?“ war der zündende Funke für den laufenden Ausbruch desselben. Die Ausstattung der Vorstellung war der Anwesenheit der ausgezeichneten Künstlerinn würdig, indem selbe durch die Verwendung des gesammten Ballet- und Chor-Personals einen für Provinzbühnen ganz ungewöhnlichen Glanz gewann. Die Mitspielenden wirkten mit Eifer; nebst Hrn. Scholz, welcher den Pedro stets sehr belustigend gibt, verdient auch Mad. Kolb, und zwar um des vielen Wechsels willen, welchen sie in den Vortrag ihrer Rolle (Viarda) legte, besondere Erwähnung. –[…]

Editorial

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Responsibilities

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Tradition

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