Aufführungsbesprechung Berlin: “Preciosa” von Carl Maria von Weber am 27. September 1821
Theater.
(Beschluß der Uebersicht.)
[…]Endlich noch Preciosa; also auch etwas Romantisches, hat der September erneuert. Der Besuch war sehr zahlreich und das Publikum so theilnehmend wie bei den ersten Vorstellungen im Frühjahr.* Sie scheint die Jahreszeiten frisch durchzugehen; und wird also auch wohl im Winter nicht zu einem Backwerk oder Konditor-Schaustück erstarren, womit ein Witzling ihrer Fortdauer hat nachhelfen wollen. An dem Einfall ist nichts überraschendes als das Wohlwollen. Doch die Ehre davon gebührt nicht ihm, er muß sie mit dem Konditor Reibedanz* theilen, der schon vor 20 Jahren aus eigener Bewegung, vielleicht aus Wahlverwandschaft, die der Preciosa zugedachte Glorie dem Donauweibchen erwiesen.
Uebrigens brauchte Preciosa sich einer solchen Apotheose, nachdem sie länger oder kürzer gelebt, nicht zu schämen. Gewissen Fratzen kann das gar nicht widerfahren, weil sie es gar nicht bis zum Leben bringen können; sie bleiben zum Glück Fantasiestücke; die Frauen würden sich an den Misgeburten versehen. Doch haben sie dafür auch die Beruhigung, daß sie der Verwesung entgehen; Zeit und Raum, die Arzeneien verderben, und selbst Hoffmansche Tropfen in Lutterwasser verwandeln können, haben an ihnen ihr Recht verloren.
Editorial
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Amiryan-Stein, Aida
Tradition
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Text Source: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 120 (6. Oktober 1821)