## Title: Aufführungsbesprechung Dresden: “Der Abend am Waldbrunnen” von Friedrich Kind am 11. Januar 1819 ## Author: Anonymus ## Version: 4.12.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032292 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Zeitung der Ereignisse und Ansichten.Dresden. Am 10. Januar ward das Theater nach langen Ferien mit „Sappho“ eröffnet; das Haus war ziemlich leer. Desto voller war es am folgenden Tage, an dem „der Abend am Waldbrunnen“ von Kind, und „das Landleben“ von v. Steigentesch, zum ersten Mal gegeben wurde. Das erste Stück ward mit aller, dem Dichter gebührenden Sorgfalt aufgeführt; die Dekorationen sprachen sehr gefällig an, nur wünschten Mehrere: die hohle Weide nicht mitten in der Bühne, sondern mehr seitwärts gesetzt zu sehen. Die Kostümes von Röschen und Dorchen (Demois. Tilly und Mad. Schirmer) waren nach der gelungenen Zeichnung unsers Professors Retzsch von dem Schweizer Liesli, im diesjährigen Vergißmeinnicht von H. Clauren, und fast die nämlichen, in denen vor Kurzem auch zu Leipzig beide Mädchen auf der Bühne erschienen, und der Knabe (Julchen Zucker) trat auch hier, wie in Leipzig, in deutscher Tracht auf. Mad. Schirmer, die, nach ihrer Krankheit, mit neuer Jugendfrische wieder aufgeblüht ist, und welcher die liebliche Liesli-Tracht wunderniedlich kleidete, hob die zweite Rolle (Dorchen) durch ihr Meisterspiel zu ersten, und doch erhielt, wie in Leipzig, das Stück auch hier nur getheilten Beifall. Die vom Verfasser in öffentlichen Blättern zur Sprache gebrachte Streitfrage: – – –. Auf kleinen Familien-Theatern kann sich indessen die Darstellung, wenn sie an sich mit der nöthigen Regsamkeit und Einfalt gegeben wird, überall eine günstige Aufnahme erwerben, und darum empfehlen wir das Stück allen Privat-Bühnen. […] – Den Kapellmeistern Morlachi und v. Weber, welcher Letzterer zugleich Direktor der deutschen Oper ist, steht in Kurzem eine sehr ehrenvolle Auszeichnung bevor. (Der Schluß folgt.)