## Title: Aufführungsbesprechung Frankfurt/Main: “Oberon” von Carl Maria von Weber am 16. September 1827 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032193 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Miszellen.[…] (Frankfurt.) Am 16. d. wurde Webers Oper: „Oberon,“ auf dem hiesigen Theater zum erstenmal aufgeführt. Obgleich die Preise verdoppelt waren (die Logen 2 fl. 24 kr. und Parterre 1 fl. 36 kr.), war doch das Haus überfüllt. Der größere Theil des Publikums gab der alten Oper: „Oberon,“ Musik von Wranitzky, sowohl in Betreff der Behandlungsweise des lieblichen Mährchens, wie der Tondichtung den Vorzug vor dieser neuen Bearbeitung und Composition. Die Darstellung war nicht den gewöhnlichen, viel weniger den doppelten Eingangspreis werth. Die neuen Dekorationen mögen der Direktion viel gekostet haben, und waren auch geschmackvoll; aber dieser äussere Schmuck wird das Werk nicht auf dem Repertoire erhalten. Hr. Nieser (Hüon) und Dlle. Hauß (Rezia) sangen, wie gewöhnlich, vorzüglich. Dlle. Noisten gab die Rolle des Puck so schlecht, als nur möglich. Welche Deklamation der Jamben! Man bekam Kopfweh davon. Ihre Hauptmimik und Bewegung besteht darin: einen Schritt vorwärts – einen Schritt rückwärts – wie eine Säge, die hin- und herfährt. – Die Scene, worin Roschana (Mad. Schulz) Hüons Treue erschüttern, und sich Gegenliebe erwerben will, bot viel Lächerliches dar. – Wranitzky's Musik drückt vielleicht die Leidenschaften schwächer aus, als die Weber'sche, aber sie ist leicht, anmuthig, voll lieblicher Melodien, und charakterisirt bei weitem mehr das Kindlich-Gemüthliche der mährchenhaften Handlung. Weber schrieb seinen Oberon, während er an einer tödtlichen Krankheit litt, und unverkennbar zeigt sie die Spuren geistiger Erschöpfung; Reminiscenzen aus dem Freischütz, der Preciosa, Euryanthe bieten sich in Menge dar. Der Beifall war daher sehr gering, und äusserte sich fast einzig nur nach der Ouverture. Nach beendigter Darstellung rührte sich keine Hand, dagegen mag das Zischen wohl am meisten der ganz unverzeihlichen Nachlässigkeit gegolten haben, mit welcher das Maschinenwesen gehandhabt wurde.