## Title: Erwiderung auf Helmina von Chezys “Anfrage” an den Prager Rezensenten der Euryanthe ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A032114 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Erwiederung. Ich gestehe hiermit frei, daß mir die in No. 45 dieser Blätter l. J. abgedruckte Anfrage der Frau von Chezy eben so unerwartet als unerwünscht war, worin die geehrte Dichterin ihr ganzes Mißfallen über meine Correspondenznachricht an den Tag legt; unerwartet, weil ich keineswegs gewillet war, auch das Geringste gegen das Buch selbst auszusprechen; unerwünscht, weil ich dadurch genöthigt bin, die geschätzte Verfasserin auf Schreibereien aufmerksam zu machen, die mir jene Worte abdrangen und in den Lorbeerkranz der Frau von Chezy keineswegs eingeflochten werden dürften. Ich glaube wegen des in den Nrn. 68 und 69 der Abendzeitung von mir über Euryanthe abgedruckten Aufsatzes doch nicht unter jene gezählt zu werden, welche mit unnützen Gemeinplatz- und Correctionformeln gern über gute Werke losziehen; und die Zufriedenheit des Compositeurs selbst und mehrerer Dresdner Kenner mit jenem Artikel könnte mir in dieser Hinsicht hinlänglich rechtfertigend seyn; allein auch das kleine Wörtchen „Verachtung“ wünschte ich nicht ohne Grund geschrieben zu haben und verweise Frau v. Chezy auf den Correspondenz-Aufsatz in der Münchener „Flora“, der mir gerade zu jener Zeit, als ich besagte Zeilen auf’s Papier zu bringen gedachte, in die Hände kam. Gewiß wird mir jeder Kenner zugeben, daß ein Aufsatz voll so giftiger Lieblosigkeit für die Kunst und gute Produkte vermögend sey, auch den kaltblütigsten Referenten mit Zorn zu erfüllen, und auch ich, der ich noch jeder Aufführung der Weber’schen Schöpfung beiwohnte und auch meine sechs Groschen sächs. für das Buch ausgab, muthe mir doch auch genug Aug’ und Ohr zu, um gegen solche neidische und verächtliche Sudeleien Etwas einwenden zu können. Von diesem Punkt aus, glaube ich, hätte Frau v. Chezy meinen Aufsatz betrachten sollen, und es hätte dann gewiß ihrer Nachfrage und meiner Erwiederung nicht gebraucht, deren letztere auch mit dem Willen niedergeschrieben ist, meine Sache mit Gründen zu rechtfertigen und der anerkannten deutschen Dichterin und geschätzten Frau meine Achtung zu beweisen. Am 1sten Julius 1824. Der Prager Referent über „Euryanthe.“