Bericht über Webers Tod
Carl Maria v. Weber schrieb erst in London den dritten Aufzug des Oberon und dirigirte 12 Vorstellungen desselben, nebst vielen Concerten. Sein Gemüth war aber schon zu sehr herabgestimmt, um die seinem großen Talente gezollten ausgezeichneten Huldigungen ganz fassen zu können. Eine Lungenkrankheit verzehrte ihn. Sein bedenklicher Zustand schreibt sich vom Tage | seines Concerts, am 26. May, her, in welchem seine Kantate „ die Friedensfeier“ vortrefflich gegeben und jubelnd aufgenommen wurde. Seitdem ward sein Husten immer anhaltender, seine Schwäche immer bedenklicher, und dennoch machte er Entwürfe zu seiner baldigen Abreise, da er glaubte, daß die Luftveränderung ihm wohlthätig seyn werde. Die Direction des Coventgarden-Theaters hatte ihm die Einnahme des neu zur Vorstellung gebrachten Freischützen, welchen er dirigiren sollte, für den Abend seines Sterbetages, den 5. Juny, angetragen. Blos um sich zu schonen (denn er kannte seine Gefahr nicht), gab er einige Tage zuvor dieses Benefiz auf. Er war mit seinem Zustande so wenig bekannt, daß er, während seine Füße fortwährend schwollen, den Tag über nicht im Bette verweilen wollte. Hr. D. Maximilian Kind aus Leipzig, ein Verwandter des Dichters des Freischützen, war der einzige Arzt, welchen er zulassen wollte, so wie er sich auch weigerte, Jemanden des Nachts bey sich zu haben, und die Thüre stets abschloß. Am 4. Juny war er äußerst kurzathmig, sprach aber sehr heiter von seiner Abreise in zwei Tagen. Er aß Abends noch etwas Weniges, und trank etwas Wein. Um halb 11 Uhr ging er zu Bette. Montags früh fand man ihn todt. Am 16ten d. wird sein feierliches Leichenbegängniß statt haben*. Für die Erhaltung seiner Leiche ist, im Fall dieselbe nach Deutschland verlangt werden sollte, durch einen bleiernen Sarg gesorgt.
Editorial
Summary
Bericht über Webers Tod
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Ziegler, Frank
Tradition
-
Text Source: Leipziger Zeitung, Nr. 142 (20. Juni 1826), pp. 1595f.
Commentary
-
“… sein feierliches Leichenbegängniß statt haben”Die Beisetzungsfeierlichkeiten fanden erst am 21. Juni 1826 statt; vgl. u. a. die Einladungskarte.