## Title: Aufführungsbesprechung Frankfurt am Main: “Euryanthe” von Carl Maria von Weber am 25. August 1825 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031840 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Frankfurter Volksbühne. Am 25. August. Euryanthe, Oper von Carl Maria von Weber. #lb# (Fortsetzung.) Von der Größe und Trefflichkeit ihrer Aufgabe hingerissen, von der Anwesenheit des großen Componisten begeistert, leisteten Orchester- Sänger und Chorpersonal beinahe das Vollendete. Besonders zeichnete sich aber unser reichbedachtes Orchester durch jenes warme Ineinandergreifen aus, wodurch der Zuhörer unwiderstehlich fortgerissen wird. Carl Maria von Weber äußerte sich öffentlich in den dankbarsten Ausdrücken gerechter Anerkennung über die treffliche, energische, scharf markirte Direction unseres hochverdienten Guhr, wie er so bewundernswerth den Character der Tondichtung aufzufassen verstand, wie er die Zeitbewegungen auf das richtigste zu treffen wußte: „nach diesem  | Maßstabe – sprach Weber – wollte ich meine Oper ausgeführt wissen, so dachte ich mir mein Andante, mein Allegro, nicht langsamer, nicht geschwinder.“ – Herr Größer (König Ludwig) brav genug für einen solchen Schattenkönig. Herr Nieser (Adolar) befriedigte Kenner und Kunstfreunde im Spiel und Gesang, vor allem in den Scenen, wo Leid und Klage ausgedrückt werden, und wehmüthige Stimmung vorherrschen sollte. Seine weiche, geschmeidige Stimme drang zum Herzen, und jeder Busen hob sich bei seinem trefflichen Vortrage. Herr Dobler (Lysiart) hatte seinen guten Theil mit an dem Gelingen der Vorstellung, und wußte stets seinen Gesang, dem Charakter der Parthie angemessen, gehörig zu motiviren. Dem. Schultz (Euryanthe) bemühte sich mit der lobenswerthesten Anstrengung ihrer so ungemein schweren Aufgabe Genüge zu leisten. Obgleich es ihr gerade nicht an ausreichender Kraft dazu fehlte, so war doch oft die Anstrengung allzu sichtbar, und – wie schon Jean Paul sagt – „wo Anstrengung sichtbar ist, da war sie vergeblich.“ Dem. Hauß (Eglantine) leistete auch heute im Gesange Anerkennungswerthes, obschon sie uns nichts weniger als ergriffen hat. Das Spiel muß in solchen Parthieen den Gesang erheben; aber wie spielte Dem. Hauß? Sie sollte die Leidenschaftlichkeit einer verschmähten Liebenden wiedergeben, und entledigte sich dieses Auftrags mit möglichster Sanftmuth und Geistesruhe. Und welche gestauchte Haltung! – – Carl Maria von Weber ward am Schlusse der Oper unter solchem einstimmigen Jubelgeschrei gerufen, wie es vielleicht in unserm Schauspielhause noch nie ertönt seyn mag. Der herrliche Mann erschien auf der Bühne vom Pauken- und Trompetenschall empfangen, in sichtbar tiefer Bewegung den gerührten Anwesenden dankend. […]