Aufführungsbesprechungen, Prag: Tanzdarbietungen der Familie Horschelt, Juli 1813

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Theater.

Wien. – Am 27. hatte im Theater an der Wien die erste Vorstellung des großen pantomimischen Balletts: Aschenbrödel Statt. […]

Prag. Die beyden Demoisellen Horschelt aus Wien sind hier angekommen, und erschienen den 7. July zum ersten Mahle in dem Divertissement: Zephyr und Flora; vorher tanzte Dlle. Babette Horschelt ein Solo. Sie erhielten sehr getheilten Beyfall. Sie tanzen in der That sehr kunstgerecht; nur Schade, daß ihr mimisches Talent nicht in eben dem Grade entwickelt ist, denn das allgemeine Urtheil der bessern Kunstfreunde geht dahin, daß es ihnen noch an Grazie und Haltung des Körpers fehle. Vorzüglich ist Dlle. Caroline Horschelt anzurathen, nicht in Mannskleidern zu erscheinen, da sie im Damenanzuge sich viel besser ausnimmt.

Den 13. July both unser Theater uns ein wahres Quodlibet dar. 1) Das Räthsel von Contessa – welches hier von Herrn Liebich, Mad. Brede und Herrn Polawsky ganz allerliebst gegeben wird. 2) 2 Stücke eines Concerts und Variationen, componirt und gespielt von Herrn Clement, erstem Orchester director. Er erhielt großen Beyfall; auch kann ihm nicht abgesprochen werden, daß er sein Instrument mit vieler Fertigkeit behandelt; eben so wenig ist aber zu läugnen, daß sein Spiel ganz im alten Styl ist, und es bleibt schwer zu begreifen, wie ein Künstler, der in der Hauptstadt des österreichischen Kaiserthums lebte, wo er Gelegenheit hatte, die ersten Heroen dieses Instruments – welches seit zwanzig Jahren durch die Bemühungen eines Rode, Kreutzer, Baillot u. s. w. riesenmäßige Fortschritte gemacht hat – zu hören, im Geschmack so weit zurück bleiben konnte. 3) Pas de deux von Dlle. Caroline und Babette Horschelt in Damenkleidern, worin sie sehr gefielen. 4) Der Leibkutscher Peter des Großen, von Kotzebue. 5) Russisches Pas de deux der Dllen. Horschelt – eigentlich eine ganz gewöhnliche Polonaise.

Den 19. July hatten wir zum Besten der Familie Horschelt eine ähnliche Olla Potrida, welche aus folgenden Piecen bestand. 1) Variationen, accompagnirt von Herrn Clement, und getanzt von Mad. Horschelt, ihren beyden Töchtern und einigen Figurantinnen. 2) Blind geladen, Lustspiel in 1 Aufzuge von Kotzebue. 3) Komisches Pas de deux mit doppelten Gesichtern, von den beyden Dlln. Horschelt. 4) Ungarisches Pas de deux von Mad. Horschelt und Herrn Gerstel. 5) Pas de deux von den Dlln. Horschelt. Die Familie H. erschien heute in günstigem Lichte, und ward durch den lebhaftesten Beyfall belohnt. Herr Clement bewies heute zum ersten Mahle, wie bedeutend seine Acquisition als Orchesterdirector ist, und seine Bemühungen werden gewiß von dem Publicum nicht verkannt werden.

Editorial

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Übertragung
Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 5, Nr. 121 (31. Juli 1813), pp. 484

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