Notiz über Weber in London

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Notiz.

Maria von Weber.

Nach den neuesten Briefen aus London*, wo Weber seit dem 6. März angekommen ist, und dort in dem Hause des Sir George Smart, Organisten des Königs, die gastfreundschaftlichste Aufnahme fand, und über 6 Zimmer disponirt, ist der Enthusiasmus für diesen genialen Tonschöpfer dort unbeschreiblich. Er wächst bei jeder Gelegenheit, wo er sich dem Publikum zeigt. Dies ist bis jetzt viermal bei den sogenannten Oratorien, die in den zwei letzten Wochen vor Ostern in Coventgarden gegeben werden, aber immer aus 3 Theilen bestehen und die Opernmusik nicht au[s]schließen, der Fall gewesen*, wo Weber im ersten Theile die vorzüglichsten Stücke aus dem Freischütz dirigiren mußte, und bei vollgepfropftem Hause stets den stürmischsten Beifall erntete. Auch nach Ostern wird dies noch mehrmals Statt finden*, da der ganze Freischütz bei der neu eingetretenen Probe zum Oberon nicht gegeben werden kann. Man glaubt, daß der Oberon den 10. oder höchstens den 14. April gewiß zum ersten Mal würde gegeben werden können. Mit dem Sängerpersonale ist Weber ungemein zufrieden. Miß Paton, welche die Rhätia singen wird, ist eine vollendete Sängerin. Auch das übrige Personal hat italienische Sangweise, und wo etwas fehlt, werden sogleich für diese Oper die tauglichsten Subjekte engagirt. Braham (Hüon) ist noch in seiner alten Kraft. Der Oberon wird hier von einem Sänger, von keinem Mädchen, gesungen werden. Weber rühmt die außerordentliche Bereitwilligkeit und Gelehrigkeit des ganzen Sängerpersonals und Orchesters, die man den Deutschen schon zum Muster empfehlen könnte. Bei der ersten Probe* fehlte Miß Paton wegen wirklicher Heiserkeit. Aber sie war schon in der zweiten* und entschuldigte sich mit dem feinsten Anstand. Das Haus ist nicht allzu groß. Dekorations- und Maschinenwesen ist prächtiger, als in Paris. Bei einer großen Versammlung der philharmonischen Gesellschaft, des ersten Musikkreises in London, wurde Webern eine gediegene Silbervase mit der schmeichelhaftesten Anrede überreicht*. Bei einem Gastmahle, welches ihm der kunstliebende Herzog von Sussex gab*, brachte dieser eine Gesundheit auf ihn aus, mit dem Zusatze: daß er in England bleiben möchte.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 26, Nr. 65 (4. April 1826), col. 528

    Commentary

    • “… den neuesten Briefen aus London”Vermutlich eine Zusammenstellung u. a. aus Webers Briefen an seine Frau Caroline vom 4.–7. März, 9./10. März, 12.–14. März, 16./17. März und 20./21. März 1826.
    • “… s schließen, der Fall gewesen”Aufführungen am 8., 10., 15. und 17. März.
    • “… dies noch mehrmals Statt finden”Weber sollte noch eine weitere Aufführung am 29. März dirigieren, die jedoch aufgrund der Erkrankung von Mary Anne Paton abgesagt wurde.
    • “… könnte. Bei der ersten Probe”Gemeint ist die erste Probe mit Solisten am 11. März (zuvor bereits eine Chorprobe am 9. März).
    • “… war schon in der zweiten”Laut Webers Brief an Caroline Brandt vom 17. März wirkte die Paton erstmals in der Probe am selben Tag mit (noch nicht in der zweiten Solisten-Probe am 14. März).
    • “… mit der schmeichelhaftesten Anrede überreicht”Laut Tagebuch erhielt Weber den Silberpokal am 16. März 1826 von Welsh und Hawes; die formelle Übereignung erfolgte aber erst beim Treffen der Philharmonic Society am 19. März 1826. Carl von Weber zitiert in seiner Ausgabe der Weberschen Reise-Briefe (Leipzig 1886, S. 114) die Inschrift des damals noch existierenden Pokals: „This cup was presented to the great Master the Compositor of the Freyschutz, Carl Maria von Weber, by the Royal Academy of London“. Im Pernauschen Wochen-Blatt, 1825, Nr. 33 (15. August), S. 260 liest man bereits in einem Bericht aus London vom 2. August 1825: „Die Musikhändler Hawe[s] und Welsch haben eine silberne Vase anfertigen lassen, welche sie dem berühmten Carl Maria von Weber zum Geschenk bestimmen“.
    • “… kunstliebende Herzog von Sussex gab”Das Dinner fand am Abend des 14. März bei Thomas Savory statt, der Herzog von Sussex präsidierte (vgl. Webers Brief an seine Frau vom 16./17. März 1826).

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