## Title: Bericht über die Münchner Erstaufführung der Euryanthe am 21. Dezember 1825 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031454 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Korrespondenz und Notizen.Aus München, im Januar.[…] Die größte Aufmerksamkeit erregte die längst erwartete Darstellung der Oper: Euryanthe, von Weber, welche hier mit Enthusiasmus aufgenommen, und als ein großes Werk der dramatischen Komposition anerkannt wurde. Der verehrte Tonsetzer hat hierin einen großen Aufwand von Tiefe der Gedanken und harmonischer Fülle entwickelt, und das größte Verdienst durch die Chöre errungen. Manches blieb den Zuhörern dunkel, und wir gestehen aufrichtig, daß das eigenthümliche Hervortreten der Dissonanzen an einigen Stellen von musikalischer Gelehrsamkeit zeugen mag, jedoch nie ansprechen, und hiemit wohl einen Theil des Zweckes verfehlen wird. Man hat auch in dieser Oper Weber’s eigenthümlichen Charakter seiner Kompositionen genau erkannt, und man würde, nach Anhörung irgend eines Stückes, wenn man auch vorher den Verfaßer nicht wüßte, mit vieler Zuversicht auf Weber schließen können. – Die Darstellung von Seite des ausübenden Personales verdient höchst würdig genannt zu werden, und ganz vorzüglich haben sich Dem. Sigl als Euryanthe, und Mad. Vespermann als Eglantine, durch Spiel und Gesang ausgezeichnet. – Das Duett Euryanthens und Eglantinens, so wie das Jägerchor, mußten wiederholt werden. – Die Erscheinung der Euryanthe wirkte wieder sehr wohlthätig auf den gegenwärtigen Zustand der deutschen Tonkunst, und setzte neuerdings dem überströmenden Rossinismus einen kräftigen Damm entgegen. – Wir wollen hiermit nicht unseren früheren Ansichten zuwiderhandeln, und etwa dem italienischen Amphion zu nahe treten, sondern wir wollen nur sagen, daß in eben dem Maße, als wir Rossini lieben, wir den Rossinismus für nachtheilig halten. Diesem letztern entgegenzuarbeiten, war es sehr an der Zeit, und es bedurfte hierzu ausgezeichneter Kräfte, denn weder Spontini’s Prachtopern, noch Spohr’s Musteropern – wie man selbe pomphaft zu verkünden beliebte – haben dazu genügend beigetragen – (Die Fortsetzung folgt.)