## Title: Aufführungsbesprechung Venedig, Theater Fenice: Morlacchi, Ilda von Avenel, 27./29. Januar 1824 (Teil 2 von 2) ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031329 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Aus Venedig.(Beschluß.)Die erste Scene des zweiten Akts gefiel eben so sehr, in dem nächsten Duett aber, zwischen Crivelli und der Laland, riß den erstern sein allzuglühender Eifer so hin, das sein Gedächtniß ihm versagte, er fand sich nicht wieder aus der Verwirrung darüber heraus, dieß schadete dem Ganzen, überdem hatte der Dichter sonderbarerweise drei Scenen hintereinander im tiefsten Dunkel der Nacht spielen lassen, dieß liebt unser Publikum nicht und dadurch erkaltete der Beifall; doch wartete man ruhig eine 2te Aufführung ab, ehe man urtheilte, da ohnehin jeder weiß, die erste Aufführung einer großen Oper sey nur als Generalprobe zu betrachten. Am 29. Jan. wurde sie wiederholt, nach dem das Theater am 28. ganz geschlossen und der Tag mit einer gründlichen Probe zugebracht worden war. Crivelli hatte jetzt brav memorirt, und der einstimmige Beifall stieg nun bis zum Ende. Morlacchi wurde nach jedem Akt auf's Theater gerufen mit einem so freudigen Jubel, wie man ausser Italien ihn wohl nirgend hört. – Die Sänger wurden alle herausgerufen, oft nach einem Stück dreimal. Den allerausgezeichnetsten Beifall erhielt folgendes: sie Introduktion, das Duett der Laland und der Lorenzani, Velluti's Cavatine, das große Duo zwischen Velutti und der Laland und das herrliche Finale, welches alle Kenner ganz hinriß; wir hörten nie ein Schöneres! Im zweiten Akt: die Scene der Lorenzani, das dramatische Duett zwischen Crivelli und der Laland, Velutti's Scene, der Orkan und Crivelli's große Scene, das gefühlvolle Duett von Velutti und der Lorenzani und die Schluß-Variationen, welche die Laland entzückend sang; diese junge, schöne Französin, welche eine treffliche Stimme und Methode hat, trat zum erstenmale in Italien auf. Die Lorenzani hat einen schönen Contre-Alt und singt mit Gefühl und Kraft; Verlutti ist so einzig, wie sein Rhum, und Crivelli hat immer noch eine schöne Stimme und ist braver Künster. – Die Dichtung, welche uns in die schottischen Hochlande versetzt, bietet uns sehr interessante Situationen.