Einsendung als Reaktion nach den ersten Freischütz-Aufführungen in Münster

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Bitte und Wunsch mehrerer Theaterfreunde.

(Eingesandt.)

Münster, 12. Januar. Das vorgestrige Blatt des westphälischen Merkurs, lieferte uns eine durchaus interessante kritische Beleuchtung des hier bereits 4 mal* dargestellten Freischützen von Weber. Wir stimmen der Ansicht des uns unbekannten Herrn Verfassers, der sich überall so richtig als rein gemüthlich ausdrückt, bei, und können ihm, wenigstens unserer Seits die Versicherung geben, daß solche vorurtheilsfreie Ansichten dem Theater-Publikum jederzeit willkommen seyn werden, dahingegen Recensionen, woraus vorgefaßte Meinungen deutlich hervorleuchten, worin überhäufter ungerechter Tadel vorherrschend ist, und der Verfasser durch ein emsiges Bemühen in Mittheilungen fremdartiger Wörter dem Publikum seine Gelehrsamkeit aufzubürden sucht, mögen sie auch immerhin in einer richtigen und gewählten Sprache abgefaßt seyn, nur Unwillen erzeugen können.

Wenn gleich nach der Beurtheilung des Herrn Verfassers des erst erwähnten Aufsatzes Madam Kramer, als Agathe, ohnerachtet des ihr fehlenden Spiels und der nicht immer richtigen Intonirung, vorzüglich in den höheren Tönen, ganz würdig erschienen ist, so müssen wir dem Herrn Schauspieldirektor Pichler doch einen überall öffentlich und laut ausgesprochenen Wunsch, um auch endlich Madam Metzner, die sich dem Publikum als eine vorzügliche Sängerin bereits gezeigt hat, in dieser Rolle zu hören, hierdurch zu erkennen geben. Wie wir nicht anders wissen, ist und kann Madam Metzner auch nur als erste Sängerin engagirt seyn, da sie überdies, ohne Madam Kramer, deren Gesang vorzüglich in den mittleren Tönen gewiß jeden Kunstkenner anspricht, im mindesten zu nahe treten zu wollen, hinsichtlich der Colleraturen, der schönen reinen Höhe und der lieblichen Fülle ihres Gesang, bedeutende Vorzüge hat.

Allerdings hat Madam Kramer als engagirte erste Sängerin, und bei ihren bereits erwähnten Annehmlichkeiten, Ansprüche auf die ersten Gesangparthien. Wir hegen aber das feste Vertrauen, daß die allgemeine Stimme, und der überall laut ausgesprochene Wunsch des Publikums, daß nämlich zwischen den beiden erwähnten Sängerinnen in Zukunft eine zweckmäßige Alternation bei Vertheilung der Gesangparthien statt finde, – von Seiten des Herrn Pichler Berücksichtigung verdienen werde; – denn von Hrn. Pichler werden doch, wie wohl nicht anders zu erwarten steht, die Rollen vertheilt?! –

Ueberhaupt können wir bei dieser Gelegenheit dem Hrn. Pichler nicht verhehlen, daß derselbe bei Vertheilung der Rollen zu seinem eigenen Interesse, dann und wann mit mehr selbstständiger Kraft und Umsicht zu Werke gehen, und den Wunsch eines zur würdigen Aufrechterhaltung des Theaters, nach allen seinen Kräften thätig mitwirkenden Publikums, zu befriedigen suchen möge. (In dieser Beziehung können wir nur von dem Parterre-Publikum reden, da leider fortwährend die Logen mit Ausnahme weniger höchst achtungswerthen Beschützer der Kunst, leer bleiben.)

Wir hoffen also in den nächsten Vorstellungen des Freischützen, endlich, nach den frühern Versprechungen des Hrn. Pichler, Madam Metzner als Agathe auftreten, und dadurch diese Oper in neuem Reize erscheinen zu sehen.

Möchte auch Hr. Pichler in der bald zu erwartenden so lieblich ansprechenden Oper Johann von Paris, Madam Metzner in der Rolle der Prinzessin von Navarra auftreten lassen*, und dadurch noch mehr bethätigen wollen, daß diese Sängerin mit Madam Kramer künftig alterniren werde, so würde das Publikum solches gewiß in jeder Hinsicht anerkennen. †)

Editorial

Summary

Freischütz-Erstaufführungsserie in Münster

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler; Jakob, Charlene

Tradition

  • Text Source: Westfälischer Merkur, Jg. 1823, Nr. 125 (16. Januar 1823), pp. 436

    Commentary

    • “… des hier bereits 4 mal”Die ersten vier Freischütz-Aufführungen in Münster fanden am 2., 6., 7. und 10. Januar 1823 statt.
    • “… Prinzessin von Navarra auftreten lassen”In der Besprechung zur Münsteraner Erstaufführung der Oper Johann von Paris am 23. Januar 1823 im Westfälischen Merkur, Jg. 1823, Nr. 129 (25.Januar), S. 457f. sind die Mitwirkenden nicht genannt. Der Umstand dass Adelheid Metzner und ihr Ehemann Joseph Emil Metzner die Oper zu ihrem Benefiz am 28. Februar 1823 wählten (vgl. die Theater-Anzeige in: Westfälischer Merkur, Jg. 1823, Nr. 143 vom 27. Februar, S. 528), deutet darauf hin, dass sie die Hauptpartien (Prinzessin von Navarra und Seneschall) sangen.

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