## Title: Aufführungsbesprechung, Berlin: “Silvana” von Carl Maria von Weber am 10. Juli 1812 ## Author: Anonymus ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A031078 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Ad vocem,Staunen!siehe das vorige Stück der Haude- und Spenerschen Zeitung. Ich bin weder selbst Komponist, noch Freund oder gar Schmeichler irgend eines Komponisten; bloß um Wahrheit und Kunst ist mir’s zu thun, und insofern sprach ich in meiner Rüge von den übertriebenen, Staunen erregenden, Schmeicheleien eines Lobredners. Dieser giebt nun zu erkennen, als glaube er, daß mein Aufsatz von einem kleinlichen Neide gegen Herrn von Weber diktirt worden wäre, da solcher doch nur offenbar gegen ein schwülstiges, mit großen Schmeicheleien durchwebtes Lob der Oper Silvana gerichtet war. Weil nun der Herr Lobredner so gut wie ich weiß, daß man der guten Sache schade, wenn man ein Werk so sehr lobt, daß es Niemand glauben kann, so hätte er besser gethan, ganz zu schweigen. Denn er ist dadurch, daß er nicht geschwiegen hat, an den Klippen des Unglaubwürdigen*)*) Wer kennt die Klippen des Glaubwürdigen, deren der Herr Lobredner in seiner Replik gedenkt, und worüber man billig staunen muß! gescheitert. Wenn er ferner weiß, daß Beethoven nie für’s Theater geschrieben hat, wie kann er ihn dann zum Probierstein des v. Weberschen Talents annehmen? Wie kann er es für keine Herabwürdigung erklären, wenn er sagt: "Was der alte Haydn nur geahndet habe, hätte der neue Dioskur schon im ersten Fluge weit überflogen!" Sind das keine Zurücksetzungen großer Meister? Schmeckt das nicht etwa nach Uebertreibung? Der Herr Lobredner fordert mich auf, ihm etwas Modulirtes und Gesuchtes aus der Oper Silvana anzuführen: ich nenne ihm No. 4, 9, 15, 17, und den größten Theil des Finales vom zweiten Akte. Das musikalische Publikum möge entscheiden! – Uebrigens ist es zuvörderst des Herrn Lobredners Sache, zu beweisen: daß die angeführten Nummern nebst der Ouverture, – des Marsches im 2ten Akte nicht zu gedenken – wahre Meisterstücke der Kunst seyen; so lange er diesen Beweis schuldig bleibt, kann ich den von mir verlangten Gegenbeweis: daß die Komposition von Silvana schwache Seiten habe, nicht führen, mit welchem im entgegengesetzen Falle sehr gern aufwarten werde. Ein Verehrer Haydn’s und Beethoven’s.