Rezension: Klavierauszug zu “Abu Hassan” von Carl Maria von Weber (Erstdruck Simrock)

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Abu Hassan, Oper in einem Act. Gedicht von J. F. Hiemer, Musik von Carl Mar. von Weber. Vollständiger Klavierauszug vom Componisten. Bonn und Cöln, bey Simmrock. (Pr. 10 Fr.)

| Wer von der frühern Oper dieses Componisten, der Silvana, die auf vielen Theatern gegeben und von der auch ein Klavierauszug gedruckt worden ist, auf die Composition dieser neuen Oper dasselbe schliessen wollte, der würde sich irren, ausser darin, dass hier, wie dort, ein eigenthümlicher Geist und eine belebte Ausführung herrscht. Wir wollen die Vorwürfe, die man der Musik zur Silvana gemacht hat, als sey sie ohne gleiche Haltung, oft, vornehmlich in Hinsicht auf Harmonie, verkünstelt, in Instrumentation überladen, im Gesange nicht selten über die Gebühr und gegen den Effect schwierig – weder gänzlich verwerfen, noch gänzlich unterzeichnen; wir führen sie nur an, um hinzusetzen zu können, dass sich von alle dem hier gar nichts, dagegen ein wohlerwogener, gefälliger und ziemlich fliessender, darum aber doch nicht gewöhnlicher oder uncharakteristischer Gesang finde; dass die Begleitung zwar immer interessant, aber keineswegs verkünstelt oder überladen; die Harmonie meistens leicht auszuführen, stets leicht zu fassen, und alles in der Art und innerhalb der Schranken abgefasst sey, die diese Gattung mit Recht verlangt, ohne dass darum der jetzigen Stufe der Opernkunst oder auch den Sängern die Gelegenheit benommen worden, sich vortheilhaft hervorzuthun. Da nun zugleich das Gedicht im Ganzen nicht uninteressant und im Einzelnen viel besser geschrieben ist, als bey weitem die meisten deutschen Operndichtungen der neuen Zeit; da die theatralische Aufführung weder besondere Vorkehrungen, noch besondere Kosten verursacht; da das Ganze nur drey gute Sänger (Fatime, Sopran; Hassan, Tenor, Omar, Bass,) und einen nicht ungeübten Chor nöthig macht: so würde man nicht begreifen, warum diese Oper, die doch von Hrn. Kapellmeister von W. schon zu Darmstadt im Jahr 1810 geschrieben worden, noch nicht auf allen Bühnen eingeführt, und, wo sie gegeben, zwar ohne Ausnahme mit Beyfall, aber doch mit mehr oder weniger geruhigem, aufgenommen worden sey, wüsste man nicht, dass jetzt die Menge fast nur Opern will, die entweder obenaus und nirgend an gehen, oder die unmässigen Spectakel, oder auch frazzenhafte Possen enthalten; ¦ die Directionen aber, kaum mit einigen Ausnahmen, gänzlich der Menge fröhnen. Das mögen diese denn, bis die ganzen jetzigen Opernkrämereyen, oder – sie selbst zu Grande gehen: den Freunden der Tonkunst, und besonnenern Sängern und Sängerinnen am Pianoforte aber, die denn auch manchmal etwas Theatralisches vertragen wollen, wird es desto lieber seyn, wenn Opern von der Art wie dieser Hassan, in guten Klavierauszügen erscheinen.

Dieser Auszug nun, vom Componisten selbst verfasst, ist allerdings ein guter: vollständig in den Stücken, vollständig in ihrer Musik selbst, nicht schwer zu spielen und wirklich pianofortemässig. Dabey ist die Einrichtung der Singstimmen im Druck für die Ausführenden bequem; Stich und Papier schön; der Preis mässig.

Das Ganze besteht aus folgenden Sätzen: Ouverture von mittler Länge, heiter und rasch. Duett, Fatime und Hassan; leicht und scherzhaft. Kurzes, begleitetes Recitativ und ziemlich lange, in zwey Tempos ausgeführte Arie, gut declamirt, belebt und meistens fröhlich. Chor der Gläubiger, sehr charakteristisch: erst derb und trotzig, wie Gläubiger sind, wenn sie Geld wollen, dann geschmeidig und lustig, wie sie sind, wenn sie welches bekommen sollen. Duett, Fatime und Hassan: erst in sanfter, dann in heiterer Zärtlichkeit. (Die beyden Singstimmen sind vorzüglich gut gegen einander gestellt oder mit einander verflochten.) Arie, Fatime; erst sanft und zärtlich, dann (gewissermassen als Polacca) freundlich und gefällig; nicht lang. Duett, Fatime und Hassan; leicht, komisch und tändelnd, in mehreren wechselnden, die Stimmung treffend bezeichnenden Tempos. Terzett, Fatime, Hassan und Omar; lebhaft, ganz dramatisch. Terzett, dieselben Personen, mit Chor; vorzüglich gut gruppirt und verarbeitet, wahrhaft dramatisch und von ausgezeichnetem Effect. Kurzer, rascher Schlusschor, nach Art der französischen.

Editorial

Summary

Vollständiger Klavierauszug von Weber.

Creation

Responsibilities

Übertragung
Mo, Ran

Tradition

  • Text Source: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 22, Nr. 32 (9. August 1820), col. 550–552

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