Aufführungsbesprechung Hamburg: darunter “Der Freischütz” von Carl Maria von Weber im Oktober 1822
Nichts desto weniger mußte der Umstand, daß die Rolle der Constanze, die in der letzten Zeit einigemal von Dem. Paasche, nicht minder correct, vorgetragen worden ist, an ihre frühere, nach der hiesigen Theater-Convention rechtmäßige Inhaberin zurückgegangen sey, Grund und Veranlassung zu Störungen geben, welche den Genuß der Oper unmöglich erhöhen konnten. Die Absicht, kränken zu wollen, sprach sich zu vernehmbar aus: in solchem Falle aber kann von vorurtheilsfreyer Stimmung nicht mehr die Rede seyn. Glücklicherweise pflegen sich dergleichen Häkeleyen beym hiesigen Publikum selten tief zu setzen. Schon die nächste Opern-Vorstellung, am 10ten, „die Zauberflöte,“ behauptete die gewohnte Ruhe und der Beyfall vertheilte sich gleichmäßig nach Verschiedenheit des Geschmacks und der Ansicht, ohne daß eines dem anderen in die Freyheit seines Geschmacksurtheils hätte eingreifen wollen. Dieselbe Erscheinung wiederholte sich und die Ordnung befestigte sich noch mehr wieder bey der Vorstellung des 13ten: „der Freyschütz.“ Dem Pohlmann, für | die Rolle des Aennchen wie vom Dichter und Componisten zugleich bestellt, mußte sogar die Ariette des zweyten Actes (No. 7) wiederholen, und Dem. Paasche, frühzeitig für ernsten, getragenen Gesang gebildet, war als Agathe nicht minder beyfallswerth. In Sargines, am 16ten und 28sten gegeben, erhielt Dem. Pohlmann als Sophie so wiederholte als rauschende Beweise der Zufriedenheit, so wie am 23sten als Myrrha im „unterbrochenen Opferfest.“ Uebrigens ist, was über diese Opern und deren Aufführung gesagt werden kann, so oft schon gesagt worden, daß wir uns mit dieser einfachen Aufzählung wohl begnügen können. Zum Schluß fügen wir bloß hinzu, daß Herr Klengel, der in diesem Monate nur als St. Phar in Aline, als Graf im Barbier von Sevilla, als Max im Freyschütz und als Johann von Paris aufgetreten ist, sehr ernstlich an Heiserkeit zu leiden scheint, so daß wir mit den Tenorpartieen in nicht geringer Verlegenheit sind. Möge dem braven Sänger recht bald Kraft und Gesundheit zurückkehren. – Noch ein Verlust steht unserer Oper für die Zukunft bevor durch das Abgehen der Dem. Pohlmann von hiesiger Bühne. –
Editorial
Summary
Über die Aufführungen im Oktober 1822, dabei auch “Der Freischütz” von Carl Maria von Weber.
Creation
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Responsibilities
- Übertragung
- Fukerider, Andreas
Tradition
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Text Source: Dramaturgische Blätter für Hamburg, Jg. 2, Nr. 92 (Dezember 1822), pp. 737–738