Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater und Linkesches Bad: 19. Juli bis 2. August 1818
Am 19. Juli. Auf dem Bade: Der Wald bei Hermannstadt.
Am 23. Juli. In der Stadt: Sappho.
Am 24. Juli. Auf d. Bade: Abellino. Erreichte auch Dem. Tilly, als Rosamunda, nicht ganz ihr Vorbild, das bisher diese Rolle zu einer wahren Kunstleistung umschuf, so war sie doch recht lobenswerth, und der besten Aufmunterung würdig.
Am 25. Juli. In der Stadt: Le cantatrici villane.
Am 26. Juli. Auf d. Bade. (Neu einstudirt): Der Bettelstudent, oder das Donnerwetter, Lustsp. in 3 Akten. Ein ziemlich altes Stück, an das sich bei einem großen Theile der Versammlung angenehme Erinnerungen knüpften, als wir noch die Hauptrolle von dem unvergeßlichen Opitz, und die Margarethe von der verstorbenen Zucker darstellen sahen. Das Ganze ist eine heitere Posse, und hat als solche Leben und ergötzliche Charakterzeichnung. Auch diesmal wirkte sie belustigend bei allen, die nicht üblen Willen gleich mitbrachten, und vom Lustspiele dieser Gattung verlangte, daß es überfein seyn solle. Wer mochte sich des Lachens erwehren, bei dem höchst komischen Spiel Herrn Geyer’s, als Tollberg, und wer hätte nicht der Gewandheit und dem Frohsinn Hrn. Wilhelmi’s als Mauser Beifall gezollt? Ohne dies ist unsre Bühne an wahrer Komik jetzt so arm, daß die Directionen, bei dem Ernste fast aller neuern Erzeugnisse, meist ¦ zu den ältern Dichtern ihre Zuflucht nehmen müssen, wenn das Publikum einmal recht aus Herzendgrunde lachen soll.
Hierauf folgten die vier Jahreszeiten, die diesesmal, wir wissen nicht weshalb, nicht so ansprachen, wie das erstemal.
Am 28. Juli. Ebendas.: Die vornehmen Wirthe, Oper in 3 Akten. Mit vieler Anstrengung bei sehr leerem Hause.
Am 2. Aug. Ebendas.: Ubaldo, Trauerspiel in 5 Akten, von Kotzebue. Ohnstreitig keines der vorzüglichsten Dramen dieses Dichters. Die Haltung der meisten Charaktere, außer dem des Ubaldo, dürfte jetzt von dem Verf. selbst kaum vertheidigt werden wollen. Besonders macht der König Alfonso, durch stetes Schwanken, eine gar zu unbestimmte Figur, die selbst der Darsteller mit dem besten Willen nicht würde retten können, und eben um deswillen wird der Schluß widrig, und die Aufopferung Ubaldo’s für diesen König hinterläßt keinen beruhigenden Eindruck. Die Hauptrolle des Ubaldo ward von Herrn Kanow mit Feuer und überströmender Kraft gegeben. In einigen Scenen erwarb er sich verdienten Beifall; auch Dem. Schubert legte in den oft etwas gezierten Charakter der Königin eine wohlthuende Milde. Graf Seravalle würde manches recht gut gesprochen haben, wenn er sich vor allzu heftiger Deklamation hütete, welche die Worte unverständlich macht und die Darstellung zu sehr der Wahrheit entrückt.
Editorial
Summary
Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater und Linkesches Bad: 19. Juli bis 2. August 1818, dabei besonders über “Der Bettelstudent”.
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Albrecht, Christoph; Fukerider, Andreas
Tradition
-
Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 2, Nr. 193 (14. August 1818), f 2v