Hr. Hövelmann to Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Dortmund, Sunday, August 19, 1877

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Sehr geehrter Herr Professor!

Ihrem Wunsche, das pp. Clarinetten-Concert* anzusehen, komme ich hiermit um so bereitwillger nach, da ich aus dem Cataloge des Herrn Lienau ersehe, daß Sie als Kunstkritiker speciell der Weber-Literatur thätig sind.

Das Concert wurde mir, weil ich mich als Dilettant grade für Clarinette interessire, von einem hiesigen Oberbergamts-Assistenten* übergeben. Derselbe diente seinerzeit bei einem Infanterieregimente in Coblenz und war acht Jahre lang vorzüglicher Solo-Clarinettist. Als geschätzter Musiker wurde er oft in Privatzirkeln zur Mitwirkung bei Kammermusik herangezogen und hat dort irgendwo auch dieses Concert zum Geschenk erhalten. Da mir die Composition gefiel, habe ich sie eingehend studirt und den beiliegenden Clavierauszug gemacht, der mir, wie Sie aus dem Zustande der Stimmen ersehen werden, nicht geringer Arbeit verursachte. | Das Concert mag nun nach dem Urtheile des Herrn Lienau nicht von Weber sein, dennoch scheint mir die Composition mit Rücksicht auf die armselige Literatur für das schönste und hervorragendste aller Blasinstrumente der Beachtung werth zu sein, und macht dasselbe dem betreffenden Componisten (auch bei Benutzung fremder Motive) meiner unmaßgebl. Ansicht nach alle Ehre!

Der Meinung des Herrn Lienau, daß sich das Concert nicht zur Veröffentlichung eigne, kann ich deswegen nicht beistimmen, weil grade in jetziger Zeit so viel musikalischer Schund zu Markte getragen wird. – Auch darüber ließen Sie als Kunstkenner mir wohl Ihr Urtheil gefäll. zukommen.

Schließlich werden Sie es mir nicht verargen Herr Professor, wenn ich Ihnen die Noten als in Ihrem Interesse, unfrankirt übersende.

Ihrem geschätzten Urtheile entgegensehend zeichnet mit vorzüglicher Hochachtung Ihr
Hövelmann, Lehrer.

Editorial

Summary

schickt ihm ein Weber zugeschriebenes Klarinetten-Konzert im Klavierauszug u. Stimmen zur Beurteilung zu und räumt ein, dass Lienau es nicht für Weber hält und auch nicht drucken will

Incipit

Ihrem Wunsche, das pp. Clarinetten-Concert anzusehen

General Remark

Auf den leeren Seiten des Briefes notierte Jähns eine negatives Gutachten bezüglich der Autorschaft des Weber zugeschriebenen Klarinetten-Konzerts, datiert mit 6. September 1877.

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. IV B (Mappe XVII), Nr. 1349 H (1)

    Physical Description

    • 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)

    Commentary

    • “… Ihrem Wunsche, das pp. Clarinetten-Concert”Manuskript eines Weber zugeschriebenen Konzerts.
    • “… interessire, von einem hiesigen Oberbergamts-Assistenten”Laut Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat für das Jahr 1877 (Redaktionsschluss 20. Dezember 1876, S. 659) sowie für das Jahr 1878/79 (Redaktionsschluss Ende Mai 1878, S. 685) war lediglich ein gewisser Hiltrop als Berg-Assistent im Ober-Bergamt Dortmund tätig, vermutlich der spätere Bergrat Julius (Carl Georg) Hiltrop (1839–1913).

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