Aufführungsbesprechungen Wien: April/Mai 1813, darunter Carl Maria von Webers musikalische Akademie im Redouten-Saal am 25. April 1813
Wien, May.
Das Opern-Personale des Theaters an der Wien hat sich bedeutend vermehrt. Hr. Forti aus Preßburg, Hr. Häser aus Breslau sind als Bassisten, und Hr. Weiß aus Brünn, als Tenorist engagirt. Letzterer dürfte wenig Effekt machen. Seine Stimme hat zwar Klang, allein sein Vortrag ist schul¦meisterartig und seine Manier veraltet. Von der musikalischen Deklamation scheint er wenig zu wissen; er hebt die Endsylben gewaltig heraus, und singt die Noten, ohne den Geist derselben. Seine Aktion ist einförmig und eckig. Seine Darstellung des Prinzen in Aschenbrödel war äußerst mittelmäßig. – Hr. Forti ist, bey einer guten Gesang-Methode, ein sehr braver Sänger. Was ihm an Richtigkeit und Umsicht des Spiels abgeht, dürften sein Fleiß und die Vorbilder, die er hier findet, leicht ersetzen. Hr. Häser dürfte zwar mit Forti gleiche Tiefe, aber nicht das Runde, Metallreiche seines Tons haben, dagegen ist seine Mimik gut und sein Spiel wohl geordnet. Er sang den Mafferu im unterbrochenen Opferfeste. Tadel verdient das ewige Rouliren, wodurch eine ganz veränderte Gesang-Methode erzeugt wird. Sonst fehlt es ihm nicht an Geläufigkeit und Präcision. Mit ihm sang Hr. Klengel, ebenfalls vom Breslauer National-Theater, den Murney als Gast. Seine Stimme ist dünn, schwach, aber angenehm. Er muß Anfänger seyn, sein Vortrag zeichnet sich nicht aus, und seine Aktion ist unsicher und gleichförmig. Man bezeigte ihm einigen Beyfall; allein er wagte sich bald darauf an die Rolle des Johann von Paris, und er fiel formell durch. Ich möchte behaupten, er habe gar keine Ansicht von diesem Part gehabt, denn er blieb derselbe, man mochte ihn in der Situation gegen den Wirth, oder gegen den Page, den Seneschall und die Prinzessinn betrachten. Seine Haltung war unedel; der Unterleib vorgestreckt, die Knie gebogen; seine Bewegung fehlerhaft, – der Kopf im fortwährenden Nicken, die rechte Hand im Auf- und Abwärtsfahren, – seine Kleidung unpassend, unzweckmäßig, schwarz mit weißen Streifen, altdeutsch, einfach spanisch, seinen schwachen Körperbau noch schwächer – schwarz verkleinert den Umriß – darstellend, in keinem Einklange mit dem übrigen Kostum; das Haupthaar lang, auf die Schultern hängend, wie Joseph, wenn er Pharao’s Träume deutet. Er markirte keine Nuanze; die Stelle: das Haus ist mein, zeichnete er so wenig aus, als das sehr schlimm, in dem herrlichen Schluß-Duett. Man musste die Elogen, die darin die Prinzessinn seinem Anstande &c. macht, für bittern Spott halten. Ich will keinen Vergleich mit Hrn. Ehlers, der im Besitze dieser Rolle ist, eingehen, denn er steht Hrn. Mohrhardt weiter nach, als dieser dem Ehlers. Mit Recht applaudirte das Publikum seine Romanze des Troubadours. Er sang sie recht artig, verdarb aber die übrige Rolle durchaus. Hat er wirklich diesen Johann mit vielem Beyfall in Breslau gespielt, so muß die dortige Oper der unsrigen unendlich nachstehen, denn die Umgebungen thaten gewiß Alles, um ihn gehörig zu unterstützen. Wir bedauerten die liebenswürdige Prinzessinn von Navarra, Dlle. Buchwieser, daß sie ihre Liebkosungen an einen Liebhaber dieser Art verschwendete.
Auch der Kapellmeister, Hr. Carl Maria v. Weber aus Prag, hat eine große musikalische Akademie gegeben. Wir hörten von ihm ein Pianoforte-Konzert eigner Komposition, und die Ouverture aus seiner Oper, der Beherrscher der Geister. Beyde zeichnen sich durch vorzügliche Instrumentirung und Melodie aus. Sein Vortrag ist voll Ausdruck, sein Spiel sehr fertig. Er weiß die Schwierigkeiten leicht und sicher zu heben. Mad. Harlas, diese liebliche, kräftige Sängerinn, erfreute uns mit dem Vortrage einer Arie, die Hr. Bärmann mit der ihm eigenen Präzision und Uebereinstimmung auf der Klarinette begleitete.
In Schönbrunn, dem Kaiserlichen Lustschlosse bey Wien, ist unter Leitung des pensionirten Hof-Schauspielers Lange ein Privat-Theater errichtet, an welchem außer mehrern Dilettanten auch einige Künstler von Metier Theil nehmen. – Es wird mit der Vorstellung des Essex eröffnet.
Editorial
Summary
Aufführungsbesprechung Redouten-Saal, Wien: Adagio und Rondo aus dem 1. Konzert für Klarinette (WeV N.11) von Carl Maria von Weber. Bärmann als Solist. Es handelt sich um die Aufführung am 25. April 1813 in Webers Akademie.
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Fukerider, Andreas
Tradition
-
Text Source: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 7, Nr. 124 (25. Mai 1813), pp. 496