Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 15. bis 21. Januar 1818
Am 15. Jan. Das Taschenbuch. Mit ausgezeichnetem Beifall und noch höherer Rundung des Spiels. Hierauf zum erstenmale: U. A. w. g. oder die Einladungskarte, Schwank in 1 Akt, von Aug. v. Kotzebue. Schon aus dessen Almanach für 1818 und bei der Aufführung auf fast allen Bühnen Deutschlands hinreichend bekannt. Heiter und lustig ist die Intrigue geschürzt, und wahrlich doch nicht so unwahrscheinlich, als es selbst bei Schwänken erlaubt seyn dürfte. Ist nun der junge Blase ein gewandter Schauspieler, wie es hier in Herrn Wilhelmi recht sehr der Fall war, so giebt dieses kleine Stück eine sehr ergötzliche Unterhaltung. Wir möchten nur zwei ganz kleine Ausstellungen dabei machen, erstens, daß das arme Malchen vom reichen Dichter doch gar zu karg behandelt ist, und dann, daß wir die letzte Auslegung von u. A. w. g. „unverständiges Alter wird geprellt,“ wegwünschten, da sie als Moral am Schlusse zu stehen scheint, und schon an und für sich, besonders aber im Munde des Sohnes, weder wahr noch angenehm ist. Wäre es vielleicht nicht besser, dem Schauspieler im Style des Vaudeville’s sagen zu lassen? „um Applaus wird gebeten!“ Erfolgen wird er ohnedem stets wie auch heute.
Am 17. Januar. La Vestale, von Spontini, wurde heute wieder mit Fleiß und Liebe aufgeführt. Die Chöre waren besser im Einklang als das erstemal; von der Intonation der Oberpriesterin möchte dies nicht zu behaupten seyn. Signora Sandrini wurde einstimmig herausgeruft. C.
¦ Am 18. Januar. Donna Diana. Bei der nächst bevorstehenden zweiten Wiederholung dieses Lustspiels wird der frühere Beurtheiler desselben noch über beide einige Bemerkungen mittheilen.
Am 19. Januar. Die Elster, histor. Schauspiel, nach dem franz. von Th. Hell. Diesesmal erwarb sich besonders Herr Geyer als Amtmann, durch seine wohlgewählte und gut gehaltene Maske, vielen Beifall. Der Darsteller des Richard jedoch konnte sich dessen nicht erfreuen.
Am 20. Januar. Des Hasses und der Liebe Rache. Schauspiel in 5 Aufzügen von August von Kotzebue.
Am 21. Januar. La Vestale, von Spontini. Die höchst gelungene Aufführung dieses Meisterwerkes ließ wenig zu wünschen übrig. Alles griff mit Sicherheit und Kraft in einander, und jedes Einzelne schien durchdrungner von dem Geist des Ganzen. Ein Vorzug dieser Musik ist es auch, daß sie für alle Stimmen so höchst vortheilhaft ist, und jede voller und schöner als gewöhnlich klingt. Wir haben dem würdigen Herrn Kapellmeister von Weber sehr zu danken für seine treffliche Leitung; Signora Sandrini übertraf sich selbst in Gesang und Spiel, wunderschön waren ihre Stellungen während der ersten Arie des Licinius im Tempel; ob es wohl vielleicht richtiger war, daß der Oberpriester ihr den schwarzen Schleier überwarf, so war doch die Wirkung weniger malerisch.
Editorial
Summary
Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: 15. bis 21. Januar 1818, dabei besonders über “Das Taschenbuch” von Kotzebue und “La Vestale” von Spontini.
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Albrecht, Christoph; Fukerider, Andreas
Tradition
-
Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 2, Nr. 27 (2. Februar 1818), f 2v