Aufführungsbesprechung: “Der Wasserträger” von Luigi Cherubini am 3. Juni 1811 in Mannheim
Hof- und National-Theater in Mannheim.
Montag, den 3. Juni: Graf Armand*, Singspiel in 3 Aufzügen, die Musik von Cherubini.
Der Bereitwilligkeit der Direktion, Hrn. und Mad. Werner* vortheilhafte Rolen zu gewähren, verdanken wir das erfreuliche Wiedererscheinen dieser Oper, welche, so wie überhaupt hier alle nicht schlechte Opern, ein volles Haus machte. Mad. Werner zeigte sich heute ihrer Role nach‡ weit weniger gewachsen, als der der Pamina*,: die unangenehme Kleinheit und gedrückte Schärfe ihrer Stimme trat noch deutlicher hervor; in den Ensembles war sie gar nicht vernehmbar, einzelne Stellen ausgenommen, wo ihr Bestreben durchzudringen sie derb detoniren machte. Vom Text verstand man das wenigste! – Hr. Werner zeigte sich etwas besser denn als Tamino*, ist aber doch allzu unbedeutend.
Die Aufführung im übrigen war gut, kleine passende Veränderungen in der Instrumentation verfehlten ihre Wirkung nicht. Nur möchte Ref. wünschen, daß die Role des Großvaters* Herrn Singer zugetheilt wäre, wodurch mehrere Ensembles sehr gewinnen würden, wo die Stimme des Herrn Backhaus denn freilich nicht durchzugreifen und dem Ganzen Haltung zu geben vermag. Gerne sähe man in diesem Falle die Role des zweiten Kommandanten etwa von Herrn Kaibel.
Editorial
General Remark
Zuschreibung: Sigle
Kommentar: C. M. v. Weber verfaßte im gleichen Jahr eine ausführliche Besprechung einer Aufführung von Cherubinis Wasserträger in München (1811-V-37).
Creation
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Tradition
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Text Source: Badisches Magazin, Jg. 1, Nr. 82 (6. Juni 1811), pp. 328
Commentary
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“Hrn. und Mad. Werner”Corona und Friedrich Werner vom Weimarer Hoftheater traten als Graf Armand und Konstanze auf.
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“nach”recte “noch”.
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“Pamina”Corona Werner hatte am 26. Mai 1811 die Pamina in Mozarts Zauberflöte als erste Gastrolle gegeben; vgl. dazu 1811-V-28.
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“Tamino”Friedrich Werner hatte am 26. Mai 1811 den Tamino in Mozarts Zauberflöte als erste Gastrolle gegeben, G. Weber erwähnt ihn in seiner Kritik dieser Vorstellung (1811-V-28) nicht.
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“Role des Großvaters”Daniel, Vater von Mikéli.