Rezension: “Drey Lieder (aus den ‘Heiligthümern der Tempelherren’) von Johann Ludwig Böhner”
Drey Lieder (aus den Heiligthümern des Archivs der Tempelherren) für das Pianoforte (?), In Musik gesetzt von L. Böhner. Op. 1. Augsburg, b. Gombard.
Dem Titel nach ohne Zweifel ursprünglich Musikblätter als Beylagen zu einem Roman, und ¦ jetzt in der gegenwärtigen Form eigens herausgegeben. Nun ist man schon einmal gewohnt, in solchen Musikbeylagen zu Romanen und Journalen – der Himmel weiss, warum? – in der Regel so gar über die Maassen elendes Machwerk anzutreffen, (seltene glänzende Ausnahmen, wie z. B. Reichardts: Kennst du das Land – kommen hier nicht Anschlag –) dass schon in dieser Hinsicht der Titel des vorliegenden Werkchens wenig verspricht. Nicht mehr verspricht dessen Bezeichnung, als Op. 1. – Desto angenehmer überrascht es, durch dieses erste Werkchen einen Componisten kennen zu lernen, der den Sinn der gewählten, recht ansprechenden, lyrischen Texte mit Wärme auffasst, mit ästhetischer Wahrheit und technischer Kunstrechtheit wiederzugeben versteht, und so sich ehrenvoll auszeichnet vor den gewöhnlichen Lieder-Componisten – ihre Zahl heisst Legion – die Melodien verfertigen, wo sich die Sylben des Textes zur Noth unterbringen lassen, und dazu ein Paar Accorde setzen, die zur Melodie nothdürftig stimmen.
Zu einer ins Einzelne gehenden Beurtheilung des Werkchens ist hier nicht Raum: nur kurz sey also angeführt, dass No. 1 und 2 am gelungensten sind, ungeachtet die Schlussworte der 4ten und 5ten Strophe auf die Melodie nicht mehr wohl passen – und auf die 2te Sylbe des 2ten Liedes zur Ungebühr ein schwerer Takttheil fällt – Kleinigkeiten, welche sich beym Durchsingen leicht bessern lassen.
Stich und Papier sind gut.
Gottfried Weber.Editorial
Creation
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Responsibilities
- Übertragung
- Fukerider, Andreas
Tradition
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Text Source: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 15, Nr. 50 (15. Dezember 1813), col. 821–822