Gedicht: Verspottung des eigenen Versemachens (Entwurf)
wie du renkst, schrenkst, kränkst Sprache jezt. jedes Wort, Werk überpurzelnd‡[…]‡‡ Alphabet Ja, hat das Alphabet […]‡ billig sich Wort […]‡ überpurzelt‡dich als schlecht, recht.
bangst, bäumst baß Pegasus dichbokst, kollerst, prellst schrecklich mich.glaubs wohl trugst traun solch Reiter niebist ein klug, groß sehr FlügelVieh! Reiter auch […]‡ kennt, nennt deinen WerthSchicksal schickts scharf ihm, glaubs‡, o Pferd!Angstschweiß, brandheiß gleißt Wange abSprache renkst, schrenkst kränkst ihn ins Grab!O wer –
Ja wer heißt mich denn Verse versuchen. versuchet die Götter nicht, oder die Reime und die Füße rücken als Eumeniden* dir entgegen mit Schlangen‡ Sinnverwirrenden Schlangenhäuptern. So gehts. wer andrer Leute Kinder unberufen tadelt, erfährt das größte Leid an den eignen; was ich je an schlechten Versen schlecht gefunden, zahlt sich mir doppelt heim in den eigenen Kindern – wie sie mich anstarren, stier, stürzend, ungelenk sich überpurzelnd
[folgende Zeilen sind innerhalb des vorherigen Textabschnitts enthalten und wurden von Weber durch Umrundung gekennzeichnet:]
das mu߇ jeder
Im‡ Alphabet nach dem‡ Name –
Doch möcht ich gern durch dich dich selber kennen
Du hast ja nichts als‡ich glaube von dir nur‡ Gutes, kein Fehler
Du siehst wie du heißt du […]‡ich bin dein Freund‡ erzähle.
Editorial
Summary
Gedicht mit Wortspielereien
Incipit
“Stürze sturmstark stracks wider zu”
General Remark
Kaiser S. CXIX geht davon aus, dass das Gedicht aufgrund des darin vorkommenden Wortes “Chaisenträgerprosa”, das auf die in Dresden bestehende Gilde der Chaisenträger anspielt, in Webers Dresdner Jahren 1817–26 entstanden ist; zur Datierung vgl. auch Quellenbeschreibung
Creation
Dresdner Zeit
Tradition in 2 Text Sources
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1. Text Source: Draft: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Shelf mark: Weberiana Cl. II A f 3. 26Physical Description
- einzelnes Bl. (Format 22,7x18,6 cm; WZ am li. Rand angeschnitten: bekröntes Ornament, Kettlinien ca. 2,5 cm)
- Zur Datierung: in der rechten oberen Ecke von Weber: 1. An diejenige im Alphabet 2. des von derjenigen im Alphabet Eingeg. [?] d: 28t. Abends. Hierauf Nöten [?] [...?] 2 Tage voll Schrecken und Bangen, Wollen und nicht Können. Endlich.
Corresponding sources
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Kaiser (Schriften), S. 535 (= EV, in HellS und MMW ist der Text nicht enthalten) (Nr. 159)
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2. Text Source: Copy: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Shelf mark: Weberiana Cl. II B 3. (5)Physical Description
- Kopie von Jähns mit Erläuterungen; er übertrug erst den unteren Teil (8 Zeilen und Prosaabschnitt) von Webers Entwurf, dann den oberen (13 Zeilen ohne Webers Korrekturen), da er mutmaßte, dass der untere Teil als Zusammenfassung des oberen Teils angesehen werden kann
Text Constitution
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“du”overwritten
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“zu”added inline
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“Strom […]”crossed out
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“Sprachstrom”added above
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“Rhythmisch ... dich ”crossed out
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“[…]”deleted text illegible
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“ist”added below
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“hat mehrt”crossed out
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“hat mehrt”uncertain transcription
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“dich”crossed out
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“bangend, bäumt baß Pegasus dich”added in the margin
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“”added in the margin
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“nie doch”crossed out
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“nie”added above
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“[…]”deleted text illegible
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“kaum Prosa”crossed out
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“Prosa kaum”added above
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“n”crossed out
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“Bäume hoch […] alles […] entwurzelnd”added in the margin
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“Bäume hoch”crossed out
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illegible text
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illegible text
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“jedes Wort, Werk überpurzelnd”added in the margin
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“[…]”added in the margin
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illegible text
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“Ja, hat das … Wort […] überpurzelt”added in the margin
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“hat das Alphabet […]”crossed out
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illegible text
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“[…]”deleted text illegible
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“glaubs”added above
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“Schlangen”crossed out
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“muß”uncertain transcription
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“Im”crossed out
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“nach dem”crossed out
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“Du hast ja nichts als”crossed out
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“ich glaube von dir nur”added below
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illegible text
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“ich bin dein Freund”crossed out
Commentary
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“… die Füße rücken als Eumeniden”auch Erinnyen bzw. Furien (Rachegöttinnen) genannt, vgl. Begriffserklärung in wikipedia .