## Title: Korrespondenz-Nachrichten aus Wien. Zu I. F. Mosels “Cyrus und Astyages” ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A030502 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Correspondenz-Nachrichten.#lb#Aus Wien.Der treffliche Componist der Oper Salem, Herr von Mosel, der als ein die Kunst mit tiefeindringender Liebe und ernstem Studium umfassender Tondichter unsre Hauptstadt wahrhaft ziert, hat seinen wohlbegründeten Ruf durch ein neueres großes Werk bewährt, welches unser Altvater Salieri für eine capo d'opera erklärt, und Abbé Stadler und alle übrige Kenner mit Beifall krönen. Es ist dies die Oper Cyrus und Astyages, welche den 14. Juni zum erstenmale im kais. Hofoperntheater nächst dem Kärnthnerthor gegeben, und mit ungetheiltem Beifall aufgenommen wurde. Der Antheil und die Erwartung des Publicums bewiß sich schon im Voraus durch das – ungeachtet des ersten schönen Sommerabends nach 5 Wochen übler Witterung – gedrängt volle Haus. Die Aufführung ließ nichts zu wünschen übrig. Vogl wand als Astyages neue Lorbern in seinen Kranz. Mad. Lembert füllte als Mandane aller Augen mit Thränen, Mad. Waldmüller (die nun unter Anleitung unsres braven alten Dupre auch als Schauspielerin erfreuliche Fortschritte macht) ärndete als Cyrus rauschenden Beifall. Die Rollen des Harpagus, Kambyses und Mithridates waren durch die Hrn. Weinmüller, Forti und Miller trefflich besetzt, wovon letzterer, obschon zu ersten Tenorparthien engagirt, die untergeordnete Rolle aus Rücksicht für Autor und Werk bereitwillig annahm. Die Chöre, welche jetzt auf 36 Sänger und 24 Sängerinnen verstärkt sind, machten herrliche Wirkung. Das Orchester war seines Ruhmes würdig, und Decorationen sowohl als Costümes zeugten von wahrhaft kaiserlicher Munifizenz. Die Rolle des Cyrus, eigentlich für eine Tenorstimme berechnet, wurde aus Mangel eines solchen, der so jugendlich aussähe, um für einen funfzehnjährigen Jüngling zu gelten, einer Sängerin zugetheilt, und der Componist durch die erreichte Wirkung hinreichend für die schwierige Mühe der Umarbeitung – da ein deutscher Componist es ernst mit der Sache nimmt, und es nicht dem Zufall überläßt, ob die einfache Uebersetzung aus dem Tenor in den Diskant-Schlüssel ungünstige Lagen, harmonische Querstände oder gar fehlerhafte Harmonieen erzeugt – belohnt. Referent ist überzeugt, daß diese Oper ein schätzbarer Gewinn für alle deutsche Opernbühnen seyn wird.