Über den Komponisten Johann Gänsbacher

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Die Kaiserin Marie Louise hat dem Componisten Johann Gänsbacher einen, mit ihrer Namenschiffer gezierten, Brillant-Ring für ein ihr überreichtes Divertissement a quatre mains für das Pianoforte zustellen lassen. Der aufmunternde Beifall, den diese erhabene Kunstkennerin seinen frühern Arbeiten angedeihen ließ, konnte den bescheidenen Künstler allein ermuthigen, seine Muse unmittelbar ihrem Dienste zu weihen. Es sei erlaubt, bei dieser Gelegenheit von dem ausgezeichneten Manne etwas mehr zu erwähnen, der fast in Abgeschiedenheit von der übrigen Kunstwelt, still in seinem Vaterlande Tyrol zur Aufnahme und Verbreitung der Kunst beiträgt, und ein thätiger Unterstützer und wohl eigentlich Begründer des sichtbar gedeihenden Musik-Vereins in Insbruck ist. Vor allem bezeichnet ihn des ächten Tyrolers reiner Sinn und Vaterlandsliebe, die alles ihn opfern hieß zur Zeit der Gefahr. Er ist wahrlich unser musikalischer Körner. Wie es Noth that um kräftige, treue Seelen, verließ er die angenehmsten Verhältnisse als Mensch und Künstler, hing die Leyer an die Wand und ergriff das Schwert, für seine Berge, seinen Kaiser zu fechten. Mit größter Auszeichnung ward seiner oft gedacht, und die große goldene Verdienstmedaille ziert ihn. Wie später die treuen Tyroler-Haufen zu des Kaisers Jäger-Regiment gefodert wurden, blieb auch er als Oberlieutenant dabei stehen, errichtete die Regiments-Musik und bildete durch sie den Kern eines Orchesters für Insbruck.

Wenn man Gänsbacher’s Compositionen kennt und das Vorherrschende lieblicher Melodieen, origineller süßer Erfindung und schwärmerischer Innigkeit in ihnen hört, kann man sich kaum den Tyroler Schützen, keck auf seinen Bergen thronend, dabei denken. Aber wahrlich, hier verschmilzt männliche Kraft mit tiefem Gemüth. Dieß zog ihn auch immer zu Kirchencompositionen vorherrschend (außer trefflichen deutschen und italiänischen Gesängen und mehreren Instrumentalarbeiten im Kammerstyl) und seine Messen und Kantaten haben das Gepräge ernsten Studiums und innigen Gefühls.

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Der Aufenthalt in Wien und Prag, Reisen in’s Ausland und eine Zeitlang des Vereins mit Vogler, Meyerbeer, Gottfried Weber und Carl Maria von Weber in Darmstadt gaben seinem Talent und Fleiß Mittel, das Schöne in sich aufzunehmen.

Möge der bescheidene Künstler nur mehr der Oeffentlichkeit übergeben. Die ihn kennen, ehren ihn gleich hoch als Mensch, Tondichter, Patriot und lieblichen Sänger.

Ein kleiner Theil seiner leichtern Sachen sind in Augsburg bei Gombart, Berlin bei Schleßinger, Wien bei Artaria &c. erschienen.

Editorial

Authors

Summary

beginnt mit Johann Gänsbachers Wirkungskreis in Tirol; bezeichnet ihn als “musikalischen Körner”; betont die Verschmelzung von Kraft und Gemüt in dessen Kompositionen, ermuntert ihn zu mehr Veröffentlichungen

General Remark

Kaiser S. CXII ordnete den Aufsatz eindeutig Weber zu; dessen Autorschaft ist allerdings nicht eindeutig nachweisbar und wird durch das überschriebene “Insbruck” verschleiert; es könnte auch sein, dass Weber in einem Brief von Gänsbacher (vgl. TB 28. Februar) einen Zeitungsausschnitt erhielt und einfach nur an Winkler weiterreichte; vgl. auch Brief von Weber an Gänsbacher vom 28. März 1821.

Creation

2. März 1821 (Versand laut TB)

Responsibilities

Übertragung
Albrecht, Christoph; Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 5, Nr. 63 (14. März 1821), f 2v

    Corresponding sources

    • Kaiser (Schriften), S. 340f. (Nr. 146)

Text Constitution

  • “Namenschiffer”sic!

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