Carl Maria von Weber an Friedrich Rochlitz in Leipzig
Dresden, Samstag, 12. Februar 1825
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- 1825-05-23: to Rochlitz
- 1825-03-17: from Rochlitz
Unmöglich kann ich den heutigen Tag* vorüber gehen laßen, mein herzlich verehrter theurer Freund! ohne Ihnen die innigen Wünsche für Ihr Wohl aus treuem Herzen darzubringen, die mich von jeher für Sie erfüllten, und gewiß bis zum lezten Hauche in mir leben werden. Viel Liebe wird Sie heute umgeben, Beweise der Theilnahme; Achtung und Anerkennung, werden von allen Seiten zuströmen, da nehmen Sie denn auch den einfachen Händedruk des alten Freundes mit Güte auf, und zählen Sie ihn zu denen, die mit Ihnen das Rechte wollen, Ihnen so vieles zu danken haben, und es auch gewiß nie vergeßen. Die Besten Wünsche meiner Frau vereinigen sich mit den Meinigen.
Einzelne Wanderer berichten mir zuweilen wie es Ihnen geht. und da höre ich denn mit Freuden, gut. d: 4t huj: wurden wir auch gar lieb und schön an Sie errinnert, und zwar durch Sie selbst. Man spielte auf dem Haustheater des Minister Nostiz Ihre Freunde*. und wahrlich, sie wurden die unsrigen. Gewiß hätten Sie ihre Freude an der gelungenen Darstellung gehabt. ganz vortrefflich war Fr: Klotilde; und ein eigenes Intereße gewährte es, in Ihrem Stükk Georg v: Winkler seinen ersten Theatralischen Versuch machen zu sehen, der sehr gut ausfiel. Wie zart, innig, und fein ist das Ganze gewoben. der Schluß wollte vielen von uns nicht ganz klar werden, und Theodor Hell unter andern behauptete, Sie hätten sich noch eine Fortsezzung des Stükkes vorbehalten. ist dem so?
Bei mir geht es gut. d: 6t Januar vermehrte sich mein Hausstand um einen kleinen Jungen; und Mutter und Kind sind wohl, da übertrage und vergeße ich denn gerne mein eigenes Befinden, das übrigens auch erträglich ist.
Auch Ihre Familie hat glüklichen Zuwachs bekommen*, deßen wir uns herzlich erfreuten. Seit 14 Tagen bin | ich endlich im Besizze des ganzen englischen Operntextes des Oberons*. Wunderlicher Zuschnitt, aber wirklich Poetisch, und hoffentlich also wirkungsvoll. Ideen dazu fangen an sich zu gestalten, aber zur Beendigung für die next Season, /: May, Juny, July, :/ ist nicht zu denken, und ich muß die Londner Reise ein Jahr verschieben.
Morlachi thut noch immer keinen Dienst, Marschners Anstellung erleichtert mir aber mein Geschäft sehr.
Von Paris erwarte ich täglich einen Text für die große OperT. vielleicht gehe ich den Sommer auf ein paar Wochen dahin. Unsere Freunde hier sind im ganzen wohl, bis auf unsren guten Böttger für ich‡ den ich sehr zu zittern anfange. Kind wird immer schroffer — das übrige bewegt sich in gewohnten Kreisen.
Nochmals theurer Freund umarme ich Sie innigst in Gedanken, Gott erhalte Sie lange, zufrieden und gesund, grüßen Sie herzlichst und achtungsvollst Ihr ganzes liebes Haus, und behalten auch Sie ein wenig lieb
Ihren
alten treuen
CMvWeber.
Dresden d: 12t Februar
1825.
Editorial
Summary
gratuliert zum Geburtstag; berichtet von einer Privataufführung der Rochlitzschen “Freunde” und fragt nach evtl. Fortsetzung des Stückes; zeigt Geburt Alexanders an; hat endlich das Oberon-Textbuch komplett erhalten, verschiebt die Aufführung der Oper aber bis 1826; erwartet Text für eine große Pariser Oper; erwähnt Dresdner Bekannte
Incipit
“Unmöglich kann ich den heutigen Tag vorüber gehen”
Responsibilities
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Tradition
Thematic Commentaries
Text Constitution
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“ich”sic!
Commentary
-
“… kann ich den heutigen Tag”Rochlitz’ Geburtstag.
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“… des Minister Nostiz Ihre Freunde”Gespielt wurde ein Dreipersonenstück von Friedrich Rochlitz: Die Freunde, Schauspiel in einem Akt; vgl. Auswahl des Besten aus Friedrich Rochlitz’ sämmtlichen Schriften, Bd. 5, Züllichau 1822, S. 383–422.
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“… Familie hat glüklichen Zuwachs bekommen”Rochlitz’ Stieftochter Wilhelmine von Gutschmid hatte am 23. Dezember 1824 den Sohn Maximilian zur Welt gebracht, der bereits am 10. Februar 1825 verstorben war, was Weber noch nicht wissen konnte; vgl. die Todesanzeige in der Leipziger Zeitung, 1825, Nr. 38 (14. Februar), S. 376.
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“… ganzen englischen Operntextes des Oberons”Vgl. die Tagebuchnotiz vom 1. Februar 1825.