Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Wien, Samstag, 25. Oktober 1823 (Nr. 18)

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Ich muß durchaus noch mit meiner geliebten Mukkin plaudern, ehe ich der bedeutenden Stunde* entgegen gehe. Wollte es schon heute früh thun, wurde aber unaufhörlich gestört. Gestern Abend erhielt ich deinen lieben No: 13 vom 18 und 19t huj: lieber Gott was habe ich dir für angstvolle Tage bereitet. hätte ich dir doch lieber nichts geschrieben; aber das kann ich nicht übers Herz bringen, und ich hatte auch die Ueberzeugung den andern Tag dir gleich das Ende berichten zu können. trug auch den Brief d: 12t 8b selbst auf die Post. da mußte also schon die tägliche aufgehört haben. Unendlich tröstet mich deine Versicherung daß du mit Mazzi gesund bist. Wenns nur auch wahr ist.      Mir geht es zum Erstaunen gut, und die Leute behaupten sogar daß ich hier fetter geworden wäre: das will mir aber nicht einleuchten.      Der Dreyßig Heurath, hat mich wirklich überrascht. Der Himmel gebe, daß Sie es nie bereuen möge.      Das ist wohl kaum möglich, meine gute Mukkin daß du öfters an mich denkst, als ich an Euch. bei allem schwebst du mir vor, und ich sehe dich gewiß heute sizzen, auf dem Soufleur Kasten. darüber habe ich recht herzlich gelacht.

O, du dummer Kerl. ist es möglich daß du im Ernste glauben konntest ich könne mich ohne Nothwendigkeit, 4 Wochen ohne dich amüsiren??? ah, das ist doch gar zu dumm!!! oh Hans Kristoph* — — ! Zur Strafe sollt ich es jezt thun. aber ich will den Satan nicht an die Wand mahlen.

Heute ist also Max 1 ½ Jahr alt. in jeder Hinsicht also ein wichtiger Tag. Gott segne meine beiden Werke.

Hättest du den Proben beigewohnt, du würdest gewiß ruhig sein.      Der Hauptmann Jentzsch wird 2 Tage nach diesem Briefe bei dir sein, und dir erzählen was er nur in seinem Kreise gehört hat. ich habe ihm eigends Vorgestern meine No. 17 selbst gebracht, damit er dir als frischer Augenzeuge sagen kann, daß ich gesund und voll guten Muthes bin. denselben Abend vollendete ich auch noch den Klavierausz: der Ouverture, und somit alles, bis auf die Correcturen.

in der GeneralProbe Gestern, war schon viel Publikum, und der Enthusiasmus sehr groß. Z: B: Gyrowetz sagte zu andern daß ich es hörte, hier ist nicht mehr die Rede von | Aplaudiren, oder dem Beyfall den man andern Menschen zollen kann; hier muß man nur anstaunen und verehren. dergleichen werde ich dir noch viel erzählen können, was ich mich zu schreiben schäme, wenn es gleich an dich ist. dann hatte ich einen vergnügten Mittag mit Künstlern. dann machte ich Besuche, und sah Abends auf der Wiedn den Wolfsbrunnen ein Spektakelstük.     Heute nun gehe ich so in dem gewißen unbehaglichen Zustand herum der in Erwartung der Dinge liegt, selbst wenn man fast die Ueberzeugung eines glüklichen Erfolges hat, die ich nie so dreist bin zu haben.      Nun, der Himmel hat mich so weit begnadigt, mein Stern hat seine Portion bekommen, also baue ich auf Gott und meine Euryanth. Hier hast du vor der Hand den Zettel*.

Was es mir peinigend ist, daß ich 3 Tage verfließen sehen muß ohne dir Nachricht schikken zu können, kannst nur du wißen.      Ich bin eigends heute deßhalb bei Griesinger gewesen ob nicht eine andere Gelegenheit gienge. — nichts. —      Heute Abend aber sezze ich mich zu meinem Trost noch hin, und referire dir. jezt muß ich Füß anziehen, und bei Zeiten sehn wie meine Leuteln ausschauen.      Gott schenke dir guten Muth, und Euch beiden Gesundheit. + + +.

Ewig mit innigster Liebe dein
  Carl.

Alles Erdenkliche an meinen guten Roth, die Fräuleins und Könneritzens pp

Editorial

Summary

schreibt noch vor der Aufführung der Euryanthe, um sie zu beruhigen und über die letzten Proben und die Generalprobe zu berichten; nun sei er in ungeduldiger Erwartung; leider könne er wegen des Postgangs erst in drei Tagen wieder berichten

Incipit

Ich muß durchaus noch mit meiner geliebten

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ep. C. M. v. Weber 173

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.), urspr. 1 DBl., Bl. 2 bis auf 1,5 cm Rand abgeschnitten

    Corresponding sources

    • Reisebriefe, S. 55–57
    • Worbs 1982, S. 114–115

Thematic Commentaries

Text Constitution

  • mit“und” overwritten with “mit
  • bist“seid” overwritten with “bist

Commentary

  • “… ehe ich der bedeutenden Stunde”Uraufführung der Euryanthe am Abend des 25. Oktober.
  • “… zu dumm!!! oh Hans Kristoph”Zitat aus der Arie des Dorfschulzen (Hanns Christoph Nitschke) „Ja ich laß mich von ihr scheiden“ (Akt 2, Nr. 3) aus der Oper Das rothe Käppchen von Dittersdorf. Die mehrfach wiederholte (teils veränderte) Zeile lautet: „O Hanns Christoph! das war dumm!“
  • “… vor der Hand den Zettel”Der Theaterzettel liegt nicht mehr bei.

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