## Title: Carl Maria von Weber an Friedrich Kind in Dresden. Berlin, Sonntag, 27. Mai 1821 ## Author: Weber, Carl Maria von ## Version: 4.11.0 ## Origin: https://weber-gesamtausgabe.de/A041741 ## License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ S: Wohlgebohren Herrn Hofrath Friedrich Kind zu Dresden. am Elbberge Mein herzlieber Freund! Wenn auch nur in Eile, doch wenigstens einige Zeilen, die Sie über das Schiksal unsers Kindes beruhigen sollen. ich fand im Ganzen gar wenig vorgearbeitet. die ungeheuren Anstrengungen jeder Art die die Oper Olimpie von Spontini erforderte, und die von dem 4t auf d: 14t verzögerte Aufführung derselben, hat auch mich um so viel weiter hinausgeschoben. 1000 andre Konfusionen abgerechnet. Gestern d: 26 ist endlich zum 1t male im neuen Hause gespielt worden. der Prolog von Göthe war herrlich. Iphigenia wurde trefflich gegeben, und das beschließende Ballet, die Rosenfee, von Erfindung des Herzogs Carl, bezauberte durch die schöne Maschinerie. dem Könige wurde Vivat gebracht. und der Baumeister Schinkel hervorgerufen. Nun sollen auf S: Majestät ausdrüklichen Befehl, alte Sachen gegeben werden, bis meine Oper in Szene gehen kann. dieß wird schwerlich vor dem 8–10 – Juny geschehen können, da die Wolfsschlucht gar zu viel Szenischen Apparat fodert. Uebrigens sind des MaschinenMster und Dekorateur Gropius Ansichten und Plane davon, ganz herrlich und phantasiereich, und es wird wohl in seiner Art einzig dargestellt werden. allenfallsige Opern Vorstellungen werden unterdeßen noch im Opernhause gegeben. die Sänger lernen mit großer Lust ihre Parthien, und somit darf ich uns vom Ganzen wohl guten Erfolg versprechen. das neue Haus ist wunderschön. | die Aufführung der Olimpie ist das prachtvollste was man sehen kann. Sie kostet über 20000 rh:  Spontini wurde nach der ersten Vorstellung hervorgerufen und mit Kränzen beworfen. die 2t Vorstellung lief ganz kalt ab. Morgen ist die 3t. Was übrigens hier für Mittel in Bewegung gesezt werden möge Ihnen Folgendes beweisen. der Präsident des Censur Collegiums hat eine Ordre erlaßen, vermöge deren in keinem hier erscheinenden Blatte die Musik des H: Spontini getadelt werden darf. Lob kann paßiren so viel als möglich. was sagen Sie dazu??!!!!! Muß es nicht jedem Künstler das Herz zerfleischen wenn er sieht daß ein Mann wie Spontini sich zu solchen Dingen herablaßen kann, die nothwendig in kurzer Zeit ihn selbst herabziehen, und die öffentliche Meynung gegen ihn erbittern muß? — Was haben Sie denn dazu gesagt liebster Freund, daß in München H: Ayblinger, Rodrigo und Ximene als große Oper auf die Bühne gebracht hat? ist es nicht zum Verzweifeln? — die Verzögerung hier ist für mich sehr traurig. meine Rükreise über Gotha, Weimar, pp muß ich nun aufgeben, da es unbillig wäre meinen Urlaub weiter ausdehnen zu wollen, als die Gesundheit meiner Frau erfodert. Nun muß ich schließen der Abgang der Post drängt mich. theilen Sie unsern verehrten Freunden von diesen Notizen mit, nebst unsern herzlichsten Grüßen. Nächstens mehr von Ihrem treuen Weber Berlin d: 27t May 1821. Behrenstraße 34.