Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Mannheim
München, Freitag, 2. August 1811
Settings
Show markers in text
Context
Absolute Chronology
Preceding
- 1811-07-26: to Lang
- 1811-07-27: from Gombart
Following
- 1811-08-12: to Meyerbeer
- 1811-08-03: from Ungern-Sternberg
Direct Context
Preceding
- 1811-07-19: to Weber
- 1811-07-24: from Weber
Following
- 1811-08-16: to Weber
- 1811-08-23: from Weber
Bester Bruder!
Deinen Brief vom 15t July mit der Einlage von Vogler, hat mich recht lachen machen, indem ich in dem Rezensenten en Silhouette* pp ganz den alten Styl unseres Papa’s erkannte. daß ich übrigens das Dings nicht druken laße, kannst du dir wohl vorstellen, denn primo, war die ganze Sache keine Antwort werth, 2do ist deine Recensi: unterdeßen erschienen, und pro 3 tio hätte ich wohl selbst eine Antwort machen können, die gewiß nicht in diesem Tone gewesen wäre. deinen Brief als Antwort auf meinen vom 19t habe ich auch erhalten. die Rezension über Böklin* wirst du mit den Datas zum Lexicon* erhalten. das ist ein elender Narr der Böklin. Gombart beschwert sich daß er noch die Correctur* nicht zurük erhalten habe. der Hassan hat in St: nicht gefallen*, doch hat mir noch niemand ordentlich geschrieben warum. das ist ja eine curiose Anstellung der Clary. ich wünsche ihr viel Glük und Seegen dabey. Also ist der Simrok auch ein Scheißkerl?* Beer schreibt mir gar nicht. was weißt du denn von ihm? von Gänsbacher habe ich Gestern einen Brief bekommen, der aber gar nichts wichtiges enthält. Beyliegendes ○* erhielt ich auch Gestern, und sende es hiemit zurük. ich hätte dir schon eher geschrieben aber ich weis gar nichts neues. Meine Zeit geht mit Arbeiten und Visiten machen hin, und auch hätte ich dir gerne den Tag meiner Abreise bestimmter geschrieben, ich weiß ihn aber selbst noch nicht. wahrscheinlich d: 9 oder 10t ich schreibe dir noch vorher von hieraus, wo du deine nächsten Briefe hinschikken sollst. von Sternberg habe ich noch keine Antwort*, hast du nichts weiter davon gehört. wenn es zu Stande kommt, umarme ich dich bald, indem ich dann directe von der Schweiz über Strasburg pp Mannheim nach Wisbaden gienge. ich glaube aber noch nichtsT. Nun lebe wohl, grüße alle meine Lieben, und schreibe mir einen tüchtigen Brief zusammen, damit in der einsamen Schweiz recht viel zu lesen hat dein dich so innigst liebender Bruder.
München d: 2t August 1811.
Editorial
Summary
bedankt sich für Brief mit Voglerscher Rezension; eigene Rezension des Lexikons und Böcklins sowie Circulare betr.; erkundigt sich nach Neuigkeiten zum Wiesbadener Anstellungsantrag
Incipit
“Dein Brief vom 15t July mit der Einlage von Vogler”
Responsibilities
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Tradition
-
Text Source: New Haven (US), Yale University, Beinecke Rare Book and Manuscript Library (US-NHub), Frederick R. Koch Foundation
Physical Description
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
Provenance
- Stargardt Kat. 630 (1983), Nr. 1005
Corresponding sources
-
Bollert/Lemke 1972, S. 39
Thematic Commentaries
Commentary
-
“Rezensenten en Silhouette”Nach den folgenden Bemerkungen zu urteilen, muß es sich um eine Rezension der Bach-Verbesserungen Voglers als Antwort auf Zwölf Choräle von Johann Sebastian Bach, umgearbeitet von Georg Joseph Vogler (II) gehandelt haben.
-
“die Rezension über Böklin”Franz Friedrich Siegmund Böcklin von Böcklinsau, Fragmente zur höhern Musik, und für aesthetische Tonliebhaber, Freiburg und Konstanz 1811, vgl. Brief an Gottfried Weber vom 19. Juli 1811.
-
“Datas zum Lexicon”Felix Joseph Lipowsky, Baierisches Musik-Lexikon, München 1811, vgl. Brief an Gottfried Weber vom 19. Juli 1811.
-
“die Correctur”Vermutlich von einem Heft von Gottfried Webers Zwoelf Vierstimmigen Gesaengen op. 16 , vgl. Brief an Gottfried Weber vom 30. April 1811.
-
“Hassan hat in St: nicht gefallen”Zur Aufführung von Abu Hassan (JV 106) in Stuttgart vgl. Brief an Gottfried Weber vom 19. Juli 1811 sowie Schwäbische Chronik, 10. Juli 1811, S. 281 (Theater-Anzeige Stuttgart) und den Theaterzettel zur Stuttgarter Erstaufführung des Abu Hassan am 10. Juli 1811, Quelle: Stuttgart LB.
-
“Simrok auch ein Scheißkerl?”Bezieht sich wahrscheinlich auf Honorarzahlungen Nicolaus Simrocks; im Brief vom 4. Oktober 1811 an Meyerbeer spricht Gottfried Weber von neuen Guitarrenliedern (op. 17), die „nächstens bei Simrock herauskommen sollen“, vgl. Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 124.
-
“Beyliegendes ○”Vgl. Tagebuch vom 1. August; nicht ermittelt.
-
“von Sternberg habe … noch keine Antwort”Weber erwartete eine Antwort von Ungern-Sternbergs wegen der Anstellung in Wiesbaden, vgl. Brief an Ungern-Sternberg vom 19. Juli 1811. Der nicht überlieferte Brief traf lt. TB am 3. August ein.